Wenn wir atmen, riechen wir.
Die beiden Nasenhöhlen sind durch die Nasenscheidewand (Septum) voneinander getrennt. Jede Nasenhöhle ist mit Schleimhaut ausgekleidet, die vor allem zum Erwärmen, Befeuchten und Reinigen der Atemluft dient. In jeder Nasenhöhle liegen drei muschelartige Gebilde übereinander, um möglichst viele Geruchseindrücke aufnehmen zu können. Das oberste muschelartige Gebilde – es liegt ganz unter dem Nasendach – beinhaltet die Riechsinnszellen. Diese Riechschleimhaut ist beim Menschen beidseitig der Nase jeweils so groß wie eine Euromünze. Auf diesen ca. 20-30 Millionen Zellen sitzen jeweils Büschel mit ca. 6 – 8 Flimmerhärchen, die auf ihrer Oberseite Rezeptoren tragen. In jeden dieser Rezeptoren passen bestimmte Duftmoleküle hinein. Hier liegt das Zentralnervensystem offen (die einzige Stelle im Körper, wo das so ist.). Von dort geht es weiter über die Rezeptoren durch die Siebbeinplatte zum Riechbeinkolben. Durch chemische und elektrische Reize werden die Duftmoleküle ins Limbische System weitergeleitet.
Unser Limbisches System ist erstaunlicherweise in der Lage, auch wenn wir „nur“ 350 verschiedene Riechrezeptoren haben, mehrere Tausend fremde Moleküle voneinander zu differenzieren. Die maximale Empfindlichkeit einer einzelnen Riechzelle ist in der Lage, nur einige wenige Duftstoffmoleküle zu erkennen. Daher haben sich in unserem Riechorgan unglaubliche 30 Millionen (!) davon entwickelt.
Die Wirkung der Düfte kann mit Hilfe des EEG’s (Elektro-Enzephalogramms) aufgrund der Reaktionen des Gehirns dargestellt werden. Manche Düfte wirken entspannend und fördern die Alpha-Wellen des Gehirns, einige andere wirken anregend und fördern die Beta-Wellen.
Je nach der Intensität der jeweiligen Düfte werden Botenstoffe und Hormone zur Bildung angeregt.
Einen großen Einfluß auf die Wahrnehmung der Düfte hat der Kalziumgehalt der Nasenschleimhaut. Ist die Kalziumkonzentration niedrig, werden die ätherischen Öle intensiver gerochen, viel Kalzium blockiert den Riechkanal und die Öle werden kaum wahrgenommen. „Diesem Mechanismus und der Fähigkeit, dass Kalzium diesen Kanal blockieren kann, ist auch dem Phänomen der Adaption zuzuschreiben. Wir nehmen einen Geruch in einem Raum, egal ob angenehm oder übel, nur für kurze Zeit, circa sieben bis zehn Minuten wahr und riechen ihn danach nicht mehr.“ [1]
Der Schleim auf der Riechschleimhaut besteht vor allem aus einer hochgesättigten Lösung von speziellen Proteinen. Die olfaktorischen Bindeproteine, so vermutet man, sind wahrscheinlich am Transport der Duftstoffe zu den Sinneszellen mit beteiligt. Diese über 100 verschiedenen Bindeproteine passen jeweils zu einer bestimmten Gruppe von Duftstoffen. Der Schleimfilm erneuert sich in der Regel etwa einmal monatlich.
Sobald jedoch durch z.B. eine Erkältung der Nasenschleim verändert wird, werden im Zuviel des Schleims die Sinneseindrücke nahezu „begraben“. Ist die Nase zu trocken, so verkrustet das Naseninnere. D.h. nur dann, wenn unsere Nase gerade „richtig“ feucht ist, können wir optimal Düfte erschnuppern.
Unser Gehirn wird nun aufgefordert, den Duft mit einem Erlebnis, einer Erinnerung, einem Gegenstand in Verbindung zu bringen. Wir lernen, wenn wir nur einen Teil eines Geruchs erschnuppern können, mit der Erinnerung den Rest des Geruchs zu ergänzen.
[1] Ingeborg Stadelmann, 2001, S.30