„Mein“ Thema rund um Destillation, Hydrolate und ätherische Öle ist erfreulicherweise immer (wieder) aktuell…
Jetzt ist für alle, die gerne Destillieren, eine „Hoch“-Zeit angebrochen. Vieles lässt sich jetzt in ein wunderbares Hydrolat verwandeln, wenn man stolzer Besitzer einer Heimdestille ist. Vor allem bieten sich jetzt auch die Brennnesseln (Urtica dioica) zum Destillieren an. (Jetzt höre ich Sie bereits stöhnen: Brennnesseln pflücken – wie schrecklich die doch pieksen und bremseln auf der Haut!)
Was bietet uns das Hydrolat dieser wunderbaren Pflanze, die doch immer noch vielfach als „Unkraut“ bezeichnet wird und wofür könnte man es verwenden?
Ich pflücke dafür die obersten Teile – also die jungen Blättchen – der Pflanze, wenn sie noch nicht in Blüte steht. Sie brauchen nicht viel davon – zwei bis vier gehäufte Hände voll reichen normalerweise für eine Leonardo-Destille aus. Füllen Sie die Blätter locker ein – bitte niemals „stopfen“ – der Dampf soll ja genügend Platz haben, zwischen dem Pflanzenmaterial in die Höhe zu steigen und die Öldrüsen aufzubrechen…
Das Brennnessel-Hydrolat enthält vor allem Dimethylsulphide und Ketone, aber auch Gerbsäure.
Es eignet sich ganz besonders als Haarwasser, ich verwende es aber auch gerne als Gesichtswasser (hier kommt die adstringierende Wirkung der Gerbsäure zum Tragen). Der frische und angenehme Duft riecht so gar nicht nach „Unkraut“…
Aus den Samen der Brennnessel erhält man übrigens auch ein wunderbares pflegendes fettes Öl – man glaubt es kaum! Dieses Öl enthält Linolsäure, Ölsäure, Palmitinsäure, Stearinsäure und viele Mineralstoffe und Vitamine – es war übrigens bereits vor gut 2000 Jahren bekannt. Es soll aphrodisierend wirken (ob das stimmt, kann ich leider nicht bestätigen :-) ). Aber es ist jedenfalls ein ausgesprochen köstliches, dunkelgrünes Öl, das gut zu Salaten passt.
Ätherisches Öl konnte ich aus den Brennnesseln leider noch nie gewinnen. Man erhält es aber im guten Fachhandel (beispielsweise bei Maienfelser), ebenso wie man auch Brennnessel-Hydrolat dort erhält, falls man nicht selbst destillieren kann.