Plantaginaceae – Wegeriche

Die Vielfalt der Plantago-Familie

Über die Suche nach Informationen zum Spitzwegerich (Plantago lanceolata) kommt man unweigerlich auf die Vielfalt der Pflanzenfamilie Plantaginaceae. Allein im europäischen Raum finden sich eine große Anzahl der verschiedenartigsten Wegerich-Gewächse.

Auf der ganzen Welt verbreitet findet man ca. 260 Arten. Es handelt sich um einjährige und ausdauernde Kräuter und Zwergsträucher. Die Blätter sind zumeist einfach und grundständig, in einigen Fällen aber auch fiederspaltig. Die Blütenstängel sind überwiegend aufrecht und unverzweigt (bis auf einige Ausnahmen). Die Blüten selbst erscheinen in der Form von Ähren oder Köpfchen (vielblütig).

Die Familie der Wegerichgewächse (Plantaginaceae) gehört zu den Lippenblütlerartigen (Lamiales).

Die Bezeichnung „planta“ ist kommt aus dem Lateinischen und heißt Fußsohle. Das ist auf die dicht an der Erde anliegenden Blättern einiger Wegericharten (Breitwegerich) zurückzuführen. Der zweite Wortteil „agere“ (lat.) bedeutet führen. Der Begriff „Plantago“ für die Wegeriche findet sich zum ersten Mal bei Plinius.

In der deutschen Bezeichnung „Wegerich“ steckt die althochdeutsche Bezeichnung für König oder Herrscher. Wir haben es bei den Wegerichen also mit Wegbeherrschern zu tun.

Alle Plantagoarten werden bereits seit Jahrhunderten in der Medizin und Volksmedizin als Heilmittel verwendet. Die alten Assyrer haben den bei ihnen heimischen Wegerich als Medizin gegen Schwellungen verwendet. Geschichtlich gesehen weiß man, dass Dioskurides bereits zwei Arten der Plantaginaceae kennt (P. asiatica L. und P. lagopus L.) und diesen austrocknende Kraft zuschreibt. Er empfiehlt sie als Umschlag gegen Elephantiasis, Geschwüre, Blutflüsse, etc.

Im Mittelalter wurde der Wegerich gegen Brandwunden und Hundebisse eingesetzt. Man erzählt sich, dass bereits damals Wegerich in Honig gegen Mundschleimhautentzündungen eingesetzt wurde. Aber vor allem war er d a s  Heilmittel gegen Geschwüre, Ausschläge und Wunden in Form von Extrakten.

Man träufelte den Saft – auch schon im alten Griechenland – gegen Ohren- und Augenleiden ein, und man verwendete früher auch die Wurzeln gegen Kropf.

Hildegard v. Bingen nennt den Wegerich ein Mittel gegen angezauberte Liebe, ein Rezept aus dem 17. Jahrhundert nennt ihn als Aphrodisiakum!

Der Wegerich hat auch in der angelsächsischen Heilkunde einen nicht zu unterschätzenden Platz – er gehört dort zu den neun Kräutern des Kräutersegens. (Shakespeare zitiert des Öfteren „plantain“ als Mittel gegen Hautverletzungen.

Übrigens: auch die sogenannten Flohsamen stammen von einem Mitglied der Plantaginaceae!

Ich möchte nachstehend einige Vertreter der Plantaginaceae kurz vorstellen, bevor ich mich mit dem Spitzwegerich, dem Breitwegerich, dem Mittleren Wegerich und dem Krähenfuß- oder Hirschhorn-Wegerich näher beschäftige:

Plantago afra (auch: Plantago psyllium L.) – Flohkraut (engl. African plantain, franz. Plantain africain, ital. Piantaggine pulicaria): Diese Pflanze finden wir vor allem in den Mittelmeerländern und in Frankreich. Sie besitzt mehrere Blütenköpfchen und einen Stängel mit schmalen, spitzen Blättern. Im Gegensatz zu den bei uns bekannten Wegericharten fehlen an der Basis die Blattrosetten.

Plantago alpina – Alpenwegerich (engl. Alpine Plantain):  Der Alpenwegerich kommt – wie sein Name schon sagt – in alpinen Regionen zwischen ca. 900 m und 3000 m vor. Sein Verbreitungsgebiet erstreckt sich auf den Mittel- bis Westeuropäischen Raum sowie auf den Kaukasus. Er blüht in den Sommermonaten. Er benötigt einen kalkarmen, humos-steinigen Lehmboden. Er wird bis zu etwa 15 cm hoch, seine Ähren werden ca. 3 cm lang. Blütezeit: April bis August.  Er besitzt sehr schmale, fast grasartige Blätter und schlanke, hohe Blütenstände.

Plantago arenaria Waldst. & Kit. (auch: Plantago indica L.)– Sandwegerich (engl. French psyllium, franz. Plantain des sables, ital. Piantaggine ramosa):  Den Sandwegerich findet man – wie sein Name schon sagt – auf sandigen Böden im ganzen europäischen Raum. Er wächst in Landschaften bis zu einer Seehöhe von etwa 500 m. Blütezeit: Mai bis Juli.

Plantago maritima L. (auch Plantago juncoides; Plantago serpentina):  Wächst, wie sein Name schon sagt, vor allem in niedrigen Meeresregionen auf kargen Böden und blüht im Juni und Juli. Seine Blüten sind meist gelb. Er ist eine sommergrüne ausdauernde Pflanze, die vor allem an salzhaltigen Stellen wächst.

Aber jetzt zu unseren heimischen Arten:

Plantago lanceolata L. – Spitzwegerich  (in anderen deutschsprachigen Gebieten wird er auch Spießkraut, Rossrippe, Ripplichrut, Lungenblattl, Heufress genannt, aber auch Heil- oder Wundwegerich. In Nordamerika wurde er durch die Europäer eingeschleppt und wird von den indianischen Ureinwohnern als „Fußtritt des weißen Mannes bezeichnet.) „lancea“ = Spieß (bezieht sich auf die Blattform)

Der Spitzwegerich sucht sich eher trockene Plätze und kalkarme Böden, er wächst daher auf eher trockenen Wiesen, aber auch auf Feldern, auf Wegrändern und auch auf Schutthalden. Er besitzt einen ausdauernden, tiefreichenden Wurzelstock. Seine schmalen, lanzettenförmigen, nach oben zugespitzten Blätter stehen in einer Grundrosette und werden zwischen 20 und 40 cm lang. Sie sind parallelnervig und kaum behaart.

Betrachtet man ein Spitzwegerichblatt, so erkennt man drei bis sieben Blattnerven. Aus dieser Blattrosette entspringen lange, aufrechte Stängel, blattlos, mit eher unscheinbaren Blüten. Sie sind eiförmig walzenartig und haben weiß-gelbliche Staubfäden. Die Blüten sind nektarlos und auf Windbestäubung eingerichtet. Die Staubgefäße entfalten sich erst nach dem Welken. Die Frucht ist eine zweisamige Kapsel.  Blütezeit des Spitzwegerich: Mai bis September.

Dort wo Spitzwegerich wächst, kommen meist auch der Mittlere Wegerich und der Breitwegerich vor.

Der Spitzwegerich enthält Schleimstoffe (etwa 2-6%), Gerbstoffe (ca. 5%), Kieselsäure, Flavonoide, Bitterstoffe, das Iridoidglykosid Aucubin (das bei der frischen Pflanze antibiotisch wirksam ist – sogar z.B. gegen Staphylokokkus aureus), das Iridoidglykosid Catalpol, Acteosid (Phenylethanoid), Sorbit (= ein Zuckeralkohol), weiters Mineralstoffe und Vitamin C.

In alten Kräuterbüchern wird Spitzwegerich bereits als geschätztes Heilmittel angeführt. Die altgermanische Bezeichnung für den Spitzwegerich „Läkeblad“ (= Heilblatt) zeugt von seinem hohen Ansehen. Damals war sein Einsatzgebiet sicher vielfältiger als heute: Geschwülste, Fieber, Brandwunden, Hundebisse, Insektenstiche, Würmer und Augenentzündungen sind nur einige seiner Einsatzgebiete.

Im 2. Weltkrieg dienten Tinkturen aus Spitzwegerich als Ersatz für Antibiotika, Keuchhusten wurde mit Spitzwegerichtee behandelt.  Spitzwegerich wird auch heute noch gerne zur Stärkung der Haut und der Schleimhäute eingesetzt, vor allem bei Atemwegserkrankungen ist er ein sehr gutes Mittel, wenn die Atemwege stark verschleimt sind, aber auch bei chronischer Bronchitis, Keuchhusten, Bronchialasthma und sogar bei Lungentuberkulose.  Erfolge soll die Behandlung mit Spitzwegerich auch bei Blasenleiden, Bettnässen, Blasenentzündung und vielen anderen Blasenerkrankungen bringen.  Man sagt dem Spitzwegerich auch gute Wirkung bei Raucherbeschwerden (Husten) und auch bei der Raucherentwöhnung nach.

Verwendungsform: 

Spitzwegerich wird zur Blütezeit geerntet und getrocknet. Man sammelt Blätter, Stängel und Blütenstände. Wird der Spitzwegerich nicht gut durchgetrocknet, so verfärben sich die Materialien. Diese Verfärbung entsteht durch eine Umwandlung des Aucubin in ein Polymerisat. Spitzwegerichtee wird in der Regel unter der Bezeichnung Plantaginis herba vertrieben.

Press-Saft und Fluidextrakt haben lt. Madaus[1] eine gute antibakterielle Wirksamkeit. Ein wässriger Auszug hat angeblich keine Wirkung. Man erklärt das so, dass die antibakterielle Wirkung des Spitzwegerichs durch das in ihm enthaltene Aglykon Aucubigenin entsteht. Dieses Aglykon wird im Fluidextrakt und im Press-Saft freigesetzt.

Durch das Kochen wird das Enzym, dass das Aglykon freisetzen kann, allerdings zerstört. So wirkt der Auszug nicht bakterienhemmend.  Außerdem gibt es noch die Möglichkeit, Spitzwegerich-Sirup herzustellen (siehe Rezeptteil).

Es gibt einige Einsatzgebiete für den Spitzwegerich, die wissenschaftlich belegt sind:

1.) Innerlich:

  • Atemwegskatarrhe
  • Entzündliche Veränderungen der Mund- und Rachenschleimhaut

2.) Äußerlich:

Entzündliche Veränderungen der Haut

Zu den inneren Anwendungen:

Diese Anwendungen sind deshalb erfolgreich, weil die Pflanzeninhaltsstoffe des Spitzwegerichs reizmildernd, adstringierend und antibakteriell wirksam sind. Bei Husten wird der Hustenreiz gemildert und durch die Schleimstoffe des Spitzwegerichs gelindert.

Das funktioniert so, dass die großen Moleküle der Schleime die Schleimhaut nicht passieren können. Auf diese Weise bilden sie auf den Schleimhäuten eine Schutzschicht. Diese Schicht hält Reize ab und hemmt so den Husten. Spitzwegerich hemmt aber nicht das Hustenzentrum im Gehirn, das mit dem Auslösen des Hustenreflexes Fremdstoffe und/oder Schleim aus den Lungen herausbefördert. Reizhusten wird meist durch Rauch, Infektionen, kalte Luft u.a. ausgelöst. Zusätzlich kommen noch Entzündungsprozesse zum Tragen. Die Anwendung von Spitzwegerich bei Reizhusten hilft, weil

  • Der Reiz gedämpft wird,
  • das Abhusten des Schleims gefördert wird,
  • Entzündungen gehemmt werden,
  • Bakterienwachstum gehemmt wird,
  • Bronchialkrämpfe gelöst werden.

Es gibt keine Nebenwirkungen und/oder Wechselwirkungen bei der Anwendung von Spitzwegerich. Er ist auch für Kinder gut geeignet.

Zu den äußerlichen Anwendungen:

Spitzwegerich als erste Hilfe gegen Insektenstiche: ein frisches Spitzwegerichblatt wird zerquetscht und auf den Stich aufgetragen. Entzündungen der Haut bzw. der Mund- und Rachenschleimhaut: Waschungen und Spülungen mit Tee. Spitzwegerichtinktur kann man übrigens auch zur Haarpflege einsetzen: in einem Haarwasser pflegt sie vor allem die Kopfhaut und hilft gegen Schuppen.

Plantago major L. – Breitwegerich (Großer Wegerich, auch Broatwegerl, Sauohr, Lämmerzunga, Aderkrut, Wegbriädenblader)

Der Breitwegerich formt relativ breite, ovale, stängellose Blätter aus. Sein Blütenstand steht auf einem kürzeren Stängel als der vom Spitzwegerich.

Die großen Blätter des Breitwegerichs unterdrücken in der Wiese die benachbarten Pflanzen (er wird auch verdämmendes Unkraut genannt). Der Breitwegerich hat einen langfasrigen Wurzelstock. Seine Blätter (5 bis 9nervig, 1 ½ mal so lang wie breit) bilden ebenfalls eine grundständige Blattrosette. Die Früchte sind eiförmige Kapseln mit jeweils sechs bis zwölf lichtbraunen Samen. Die Samenaußenschicht quillt bei nassem Wetter zu einer klebrigen, gallertartigen Masse auf. Die Samen selbst sind ein beliebtes Vogelfutter („Vogelwürstel“). Breitwegerich wächst gerne auf verdichteten Böden mit hohem Lehmanteil. Und ganz besonders gerne auf vielbenutzten Wegen – er ist trittbeständig.

Nach Madaus[1] sind Breitwegerich, Spitzwegerich und auch der mittlere Wegerich in ihrer Wirkung und Anwendung übereinstimmend. Es kann daher zu keinen Problemen bedingt durch eine Verwechslung kommen.

Die Hauptindikationen für den Breitwegerich sind vor allem Zahnschmerzen (auch in Folge von Karies!), neuralgische Ohrenschmerzen, sowie Störungen im Verdauungsbereich.Ebenso wie der Spitzwegerich kann der Breitwegerich bei allen Arten von Blasenleiden eingesetzt werden.

Auch der Breitwegerich wird in der Volksheilkunde auf Wunden aufgelegt. Vor allem aber hilft der Breitwegerich gegen Blasen. Schon in einem Kräuterbuch des 12./13. Jahrhunderts steht folgendes Rezept: „Swaz siechtuomes du an den füezen hast, so nimm wegerich und mule den mit einem chleinen salze und lege den daruber, so wirt dir baz.“ 

Die Wurzel des Breitwegerichs gab man früher Wöchnerinnen bei Blutungen (Lepechin, 1768). Bei Harnverhalten bei Kindern gab man eine Abkochung der reifen Samen.

Die Blätter des Breitwegerichs enthalten vor allem Kaliumsalze, Zitronensäure, Aucubin, die Enzyme Invertin und Emulsin.  In der Homöopathie wird der Breitwegerich bevorzugt und vor allem bei Wundschmerzen, Mittelohrproblemen und Bettnässen eingesetzt.

Breitwegerichöl wird gerne bei Hauterkrankungen gegen Jucken und Brennen eingesetzt.

Breitwegerich schmeckt herb-frisch, zusammenziehend, eventuell auch ein wenig bitter, wenn die Blätter bereits älter sind. Man kann ihn – wie auch die anderen Wegeriche – für Salate und Wildkräutermischungen verwenden, allerdings muss er zuvor sehr gut zerkleinert werden.

Plantago media L. – Mittlerer Wegerich, Weidewegerich (engl. Hoary plantain, franz. Plantain moyen, ital. Piantaggine pelosa)

Der mittlere Wegerich nimmt, wie schon sein Name sagt, eine Stellung zwischen dem Spitzwegerich und dem Breitwegerich ein.

Auch beim mittleren Wegerich finden wir die typische Blattrosette, die Blätter sind elliptisch geformt, leicht behaart und ungestielt bzw. nur ganz kurz gestielt. Die Ähren sind walzenförmig und stehen an einem langen Stängel. Die Staubfäden sind hell-lila. Am Stängel finden sich keine Blätter.

Plantago coronopus – Krähenfuss-Wegerich, Hirschhorn-Wegerich (engl. Buck’s-horn plantain, franz. Corne de cerf, ital. Piantaggine barbarella, Rappenfüßlein, Sternkraut, Schlitzwegerich, Mönchsbart, Kapuzinerbart, Ziegenbart)

Wächst bis zu einer Seehöhe von ca. 800 m, am liebsten auf salzreichen, etwas feuchteren Böden. Heute wird er oft auch als Gemüse- oder Salatpflanze kultiviert.  Der Krähenfuß-Wegerich ist eine Rosettenpflanze, ca. 5 bis 25 cm groß, mit einem blätterlosen, langen, blütentragenden Stängel. Die Blüten sind weißlich und stehen in einer länglichen Ähre. Aus den Blüten bildet sich eine ein- bis fünfsamige Kapselfrucht aus.

Die Blattrosette besteht aus ziemlich schmalen, ca. 8 cm langen Laubblättern, grundständig. Im Gegensatz zu den anderen Wegerichgewächsen hat der Krähenfuß-Wegerich gezähnte Blätter mit kurzen, zottigen Haaren. Die Wurzel bildet sich als Pfahlwurzel heraus, so kann die Pflanze den Winter gut überstehen. Dieser Wegerich mag gerne salzhaltige Böden, er findet sich gerne auf Weideland an der Küste.

Der Krähenfuß-Wegerich (oder Hirschhornwegerich) wurde bereits im 16. Jahrhundert als Salatpflanze oder Gemüse verspeist. In der Toskana und der Schweiz (Tessin) sind auch heute noch besonders die jungen Blätter begehrt, auch die Blütenknospen werden gegessen (barba die frati – „Mönchsbart“).

Ältere Blätter schmecken bitter. Sie haben einen nussigen Geschmack und können sehr gut verkocht werden.Der Hirschhornwegerich ist schon im Mittelalter durch Hieronymus Bock (Mediziner und Botaniker) beschrieben worden: „Das zehe Rappenfüßlein mit seiner Wurtzel ist derhalben teuglich in der speisen / denen so stäte Bauchflüß haben. Das Kräutlein würd sonst allein zum Salat erwöhlet. Bekompt denjenigen wol / so mit dem Stein behafftet. Dann es sterckt und kühlet die Nieren: und ist gut für das blut harnen.“

Flohsamen (Psyllii semen)

Flohsamen stammen von verschiedenen Pflanzen der Familie der Wegerichgewächse. Vor allem der Sandwegerich und der Strauchwegerich sind die „Spender“ ihrer Samen.

Man verwendet Flohsamen als mildes Abführmittel – sie quellen im Wasser auf das 15fache ihres ursprünglichen Volumens auf. Der hohe Schleimgehalt verleiht ihnen ihre Bedeutung in der Heilkunde. Dieser Schleimgehalt beträgt ca. 10 bis 12 % und befindet sich vor allem in der Samenschale. Schleime sind chemisch gesehen Polysaccharide, die in Wasser gut quellen können.

Flohsamen werden ganz oder in Pulverform als mildes Abführmittel eingesetzt. Die aufgequollene, gelartige Masse macht den Darminhalt geschmeidiger und voluminöser. Durch die Dehnung der Darmwand wird die Peristaltik angeregt. Man setzt Flohsamen aber auch ein, wenn die Darmentleerung erleichtert werden soll, wie z.B. bei Hämorrhoiden.

Die Polysaccharide des Schleims können im Dickdarm teilweise abgebaut werden, dadurch entsteht u.a. auch Buttersäure. Diese Säure fördert die Darmbewegung und die abführende Wirkung noch zusätzlich. Beim Abbau der Polysaccharide entstehen aber auch Gase wie Wasserstoff und Methan, was natürlich bei der Einnahme von Flohsamen auch zu Blähungen führen kann.

Nimmt man übrigens langfristig täglich 10g Flohsamen ein, so reduziert sich der Cholesterinspiegel nachweislich. Man vermutet, dass das Gel der Samen Gallensäuren bindet, die mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Die Leber muss also aus Cholesterin neue Gallensäuren bilden.

Flohsamen helfen übrigens auch beim Abnehmen: nimmt man sie vor der Mahlzeit ein, so quellen sie im Magen auf und verringern das Hungergefühl.

Nach diesem Exkurs in die Pflanzenwelt noch ein kleiner Hinweis: man kann die Wegeriche auch destillieren und erhält dabei ein interessantes Hydrolat, das sehr „grün“ duftet und gut als Gesichtswasser oder für Mundspülungen eingesetzt werden kann. (Siehe auch mein Buch „Hydrolate“, das im Mai 2012 im Freya-Verlag erscheint.)


[1] Madaus, Jahrbuch 1933


[1] Madaus, Jahrbuch 1933