Veilchen – Viola odorata

Sei wie das Veilchen im Moose, so bescheiden und rein,
nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein.“
(Alter Stammbuchvers)

Nun, um das Veilchen ranken sich Sagen und Märchen, ich hab eine ganze Menge davon schon gefunden. Die ersten drei Märzenveilchen, die jemand finden konnte, sollten besonders gesundheitsförderlich sein. Man sagte, wer diese Veilchen ißt, der ist das ganze Jahr vor Krankheiten geschützt. Jedes Jahr wurde daher im alten Wien jedes Jahr im März in den Donauauen nach den ersten Veilchen gesucht. Und wenn es jemand gefunden hatte, so wurde stehenden Fußes der Herzog Leopold IV (ein Babenberger, der 1198 – 1230 lebte) davon verständigt. Herzog Leopold zog unverzüglich mit seinem ganzen Hofstaat in die Auen, um dieses erste Frühlingsveilchen zu begrüßen. Dann wurde es von einer Jungfrau gepflückt und vom Herzog verspeist.

Auch Lieder erzählen uns von Veilchen: „Ach Veilchen, liebes Veilchen, so sag doch einmal an, warum gehst du ein Weilchen den Blumen all voran?…“

Veilchen

Der lateinische Name für Veilchen ist Viola odorata, also Duftveilchen, was schon einen Hinweis auf die ätherischen Öle in den Blüten gibt, die für den lieblichen Wohlgeruch verantwortlich sind. Allerdings sind die Öle aus den Blüten so schnell flüchtig, dass zur Herstellung des Veilchendufts, wie wir ihn aus der Parfümerie kennen, die intensiv duftenden Wurzeln der Schwertlilie (Iris) genommen werden. Deshalb wird fälschlicherweise die Iriswurzel auch „Veilchenwurzel“ genannt, obwohl Iris und Veilchen nicht verwandt sind. Verwandt mit dem Veilchen hingegen ist das Feldstiefmütterchen, aus dem die uns bekannten Gartenstiefmütterchen gezüchtet worden sind.
Veilchen destillieren
Der Duft, der aus den ätherischen Ölen in den Blättern des Veilchens gewonnen wird, riecht sehr viel „grüner“ (stark nach Erde und Wald) und nicht so lieblich wie wir es mit dem Veilchen normalerweise in Verbindung bringen, hat aber dennoch eine angenehme Wirkung auf uns, nämlich ausgleichend und stimmungsaufhellend. Zudem wird ihm eine blutdrucksenkende und nervenberuhigende Wirkung nachgesagt.
Veilchen im Korb

Das Veilchen ist nicht nur in der Dichtung beliebt, sondern als süße Delikatesse in der erlesenen Küche und als Heilpflanze, z.B. in der Frauenheilkunde. Kaum ein Kraut soll so viel Vitamin C enthalten wie das Duftveilchen. Es enthält auswurffördernde Saponine. Auch heute noch hilft ein Aufguss der Sprossteile zu Sirup verarbeitet oder als Tee aufgegossen bei Husten, Bronchitis und Katarrh oder als Mundspülung bei Mund- und Halsinfektionen.

Nach Pfarrer Johann Künzle sind sowohl das duftende Märzveilchen, als auch das geruchlose Hundsveilchen (Viola canina) „eine vortreffliche Medizin gegen Husten und Katarrh, in Blättern und Blüten, gegen Nieren- und Blasenentzündung„.

Und in einem anderen alten Kräuterbuch findet sich: „Aus dem Veilchen macht man einen Sirup: Nimm Märzveilchen, die in der besten Blüte stehen, tu sie in eine zinnerne Kanne, gieß heißes Wasser darüber, decke die Kanne voll zu, und lass es 6-8 Stunden stehen; darnach drücke die Veilchen aus, mach abgeseihte Wasser wieder heiß und schütte es über andere frische Veilchen; das wiederhole 3- oder viermal. Dann tu guten Zucker dazu und lass es über einem gelinden Feuer aufsieden, bis es dick wird. Bewahre diesen Sirup in einem wohlverschlossenen Glase auf. Zwei oder drei Löffel davon eingenommen, löscht die brennende Hitze der schnellen Fieber, bringt Ruhe und Schlaf, hält den Leib offen, löst die Brust und dient besonders den Kindern wider den Husten.“

Veilchenöl: In 50 ml sehr gutes Pflanzenöl, z.B. Olivenöl oder Mandelöl aus biologischem Anbau, geben Sie frische Veilchenblüten, lassen das ganze 2 Wochen an einem warmen Ort stehen und seihen es anschließend ab. Dieses Hautöl sollten Sie immer frisch zubereiten. Durch Hinzufügen von Bienenwachs, das im Öl erwärmt, aufgelöst und eingerührt wird, kann das Öl zu einer Salbe verarbeitet werden.
Auch eine Veilchentinktur lässt sich einfach zubereiten, indem man eine Handvoll Veilchen mit Weinbrand übergießt und etwa 4 Wochen lang im Dunkeln (warm bitte!) in einer verschlossenen Flasche stehen läßt. Danach abseihen und tropfenweise verwenden.

Übrigens: eine sehr umfangreiche Seite nur zum Thema „Veilchen“ findet man unter www.gartenveilchen.de

Veilchen, Veilchen…

„Der Frühling kommt, der Himmel lacht, es steht die Welt in Veilchen.“ (Theodor Storm)

Gerade jetzt im Frühling freuen wir uns über die ersten Veilchen. Was man nicht alles damit machen kann! Die Rezepte für die Verarbeitung von Veilchen sind sehr vielfältig: über kandierte Veilchen, Veilchensirup, Veilchenmazerat bis hin zum Veilchenwasser…

Die Destillation von Veilchen für die Produktion eines ätherischen Öls ist ziemlich aufwendig, benötigt man doch Unmengen davon, um nur einen Milliliter dieses kostbaren Duftes zu erhalten. Einfacher haben wir es da mit Veilchenwasser:

Das kleine wohlriechende Veilchen (Märzveigerl, Duftveilchen) will seinen Duft also nur sehr ungern an eine Flasche verlieren. Es ist eine ausgesprochen sensible und empfindliche Pflanze. Es ist der Namensgeber für eine ganze Pflanzenfamilie, die Violaceae (Veilchengewächse). Das Veilchen wächst gerne an Waldrändern, an Wiesenwegen, unter Gebüschen. Es wird bis zu 10 cm hoch, besitzt Blattrosetten mit lang gestielten Blättern in Herzform und dunkelviolette, manchmal weiße Blüten. Die Form der Blüten ist charakteristisch: zwei Blättchen stehen nach oben, drei nach unten. Der Wurzelstock bildet Ausläufer. Das Veilchen duftet nicht nur sehr aromatisch, es schmeckt auch gut. (Kandierte Veilchen werden auch heute noch geschätzt.) Die Blütezeit ist von März bis Mai und das ist auch die Erntezeit für unsere Destillation.

Das Veilchen wurde bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts medizinisch genutzt. Man verwendete die Veilchenblüten zur Herzstärkung und als Hustenmittel[1]. Auch gegen Augenentzündungen wurde Veilchenwasser eingesetzt. Sirup aus Märzveilchen half gegen Husten und Fieber. Das wird verständlich, wenn man sich vor Augen hält, daß das Veilchen auswurffördernde Saponine enthält.

Dieser Tage streife ich wieder durch die Wiesen und Wälder, um an Böschungen das duftende Frühlingskind einzusammeln und zu verarbeiten. Ich hoffe, genügend „Material“ zu ergattern, um meiner Veilchenlust auch heuer wieder fröhnen zu können…
Mehr über Veilchenhydrolat in meinem Buch „Hydrolate“, das in wenigen Wochen im Freya-Verlag erscheint…

[1] Pfarrer Sebastian Kneipp