Weihrauch

In vielen Gegenden ist es in den Raunächten Brauch, Haus und Hof auszuräuchern. Der Weihrauchduft soll schädliche Einflüsse abwehren. In der Aromakultur wird das ätherische Öl des Weihrauchs ebenfalls sehr gerne eingesetzt. Da bietet es sich an, sich einmal die beiden wichtigsten Weihrauch-Öle näher anzusehen.

Arabischer Weihrauch

Der Arabische Weihrauch (Boswellia sacra, Boswellia carterii) stammt aus Nordostafrika und aus den südlichen arabischen Ländern. Weihrauch wird dort bereits seit vielen tausenden Jahren gewonnen, man weiß, dass bereits vor mehr als 7000 Jahren der Handel mit Weihrauch eines der wichtigsten Geschäfte dieser Länder war.
Das Räuchern mit Weihrauch ist und war eine der wichtigsten Räucherzeremonien zu Ehren der Götter.

Weihrauch wird ebenso gewonnen, wie wir es von unseren Harzsammlern in Europa her kennen: Die Rinde des Boswelliabaums (er wächst übrigens in sehr trockenen Gebieten!) wird eingekerbt, das Harz tropft in einen Behälter und wird so abgezapft.

Boswelliabäume werden nicht sehr hoch – etwa 5 m ragen ihre Äste in die Höhe. Die Rinde ist weißlich-grau. Und die Blätter immergrün.

Wir können das arabische Weihrauchöl zumeist in zwei verschiedenen Sorten bekommen: einerseits jenes aus Aden (Jemen) und andererseits jenes aus Eritrea (Äthiopien). Was ist da nun der Unterschied?
Wenn wir uns diese beiden ätherischen Öle nach ihren Inhaltsstoffen einmal ansehen, können wir den gleich erkennen:

Das Weihrauchöl aus dem Jemen besitzt 60-70% Monoterpene, ca. 5-15% Sesquiterpene, etwa 6,5% Monoterpenketone, 5% Monoterpenole, etwa 5% Oxide und nur um die jeweils 1% Ester und Sesquiterpenole.
Seine Einsatzgebiete sind daher alle jene, bei denen die Kraft der Monoterpene in antiviraler, antibakterieller, antiseptischer und entzündungshemmender Weise gebraucht wird. Außerdem ist es schleimlösend und hautregenerierend. Ich verwende es sehr gerne in der Hautpflege, vor allem bei Akne und anderen Hautunreinheiten, aber es hilft auch bei geschwächtem Immunsystem, wieder schneller „auf die Beine“ zu kommen.

Das Weihrauchöl aus Äthiopien hat nicht nur andere Inhaltsstoffe, es duftet auch anders – viel sanfter und weicher, als jenes aus dem Jemen.
Die Inhaltsstoffe dieses Öls: Da haben wir es vor allem mit ca. 55% Estern zu tun! Etwa 8% Aldehyde, 5% Monoterpene, 3% Monoterpenole und Diterpenole finden sich hier.
Das bedeutet aber auch, dass die Wirkung dieses Öls vor allem auf Stresslösung und Beruhigung ausgerichtet ist, weniger auf körperliche Beschwerden.
Ich verwende es sehr gerne bei Frauenproblemen wie Prämenstruelles Syndrom, Wechselbeschwerden, leichten Depressionen und Schlafstörungen.

Indischer Weihrauch

Und dann ist noch der Indische Weihrauch als ätherisches Öl erhältlich. Boswellia serrata (oft auch „Salai gugul“ genannt) ist das dritte Weihrauchöl, das wir in der Aromakultur verwenden können.
Die Inhaltsstoffe des Boswellia serrata sind in erster Linie 70% Monoterpene, ca. 10% Oxide, weiters Sesquiterpene, Monoterpenole, Sesquiterpenole, Phenylether, Monoterpenketone und Ester.
Dieses ätherische Öl verwende ich sehr gerne vor allem bei rheumatischen Problemen und bei Immunschwäche.

Eines meiner Lieblingsrezepte mit Arabischem Weihrauch:

„Die Luft ist grau, das Feld steht kahl, die dumpfen Nebel spinnen…“ so schrieb Felix Dahn über diese winterliche Zeit. Gerade jetzt in der „finsteren“ Jahreszeit hat sich diese Duftlampenmischung wunderbar bewährt:
6 Tropfen Grapefruit
1 Tropfen Weihrauch arabisch
2 Tropfen Bergamotteminze
davon nehmen Sie für Ihren Diffuser oder Ihre Duftlampe 3-4 Tropfen (die Mischung reicht also für 2 Anwendungen auf jeden Fall!).
Sie werden sehen, Ihre Stimmung hebt sich rasch!

Und hier noch ein Rezept mit Indischem Weihrauch:

Diese Salbe hilft Ihnen sanft bei leichten rheumatischen Beschwerden, gerade wenn’s zu zwicken und zwacken beginnt:

50 ml Kokosöl nativ
10 ml Jojobaöl
10 Tropfen Weihrauch indisch
5 Tropfen Wacholderbeere
5-6 Tropfen Bergamotte (oder Orange, Grapefruit oder Zitrone, nach Geschmack)
mit dem Mixstab gut verrühren. Es sollten keine Bröcklein in der Salbe sein…
In ein Glas füllen und bei Bedarf die schmerzenden Stellen mit der Salbe einreiben.

 

 

Eukalyptus, der zweite…

Ein wichtiger Eukalyptus, der zweite in meiner Liste, besonders wenn man mit Kindern zu tun hat, ist der Eucalyptus staigeriana. Wenn wir bereits Düfte per Internet übertragen könnten, hätte ich jetzt die Möglichkeit, Sie dieses Eukalyptus-Öl in Vergleich zu Eucalyptus globulus riechen zu lassen. So bleibt mir nur, Ihnen den Duft zu beschreiben, den meine Nase gerade wahrnimmt: Eukalyptus mit Zitrone.

Ich liebe diesen Eucalyptus staigeriana – nicht nur, weil er keine Nebenwirkungen nach sich zieht! Er ist einfach mild und dennoch hoch wirksam, wenn er richtig eingesetzt wird.
Schauen wir uns aber erst mal die Pflanze an:

Auch dieser Eukalyptus wächst vor allen Dingen in Australien (v.a. in Queensland und im Northern New South Wales), aber auch in Brasilien und Guatemala. Seine Synonyme sind „Lemon Ironbark“ oder auch „Lemon-scented ironbark„, was auch schon mal seinen Duft beschreibt. Der Baum gehört – ebenso wie Eucalyptus globulus – zu den Myrtengewächsen (Myrtaceae). Seine Blätter sind nicht ganz so spitz gesichelt wie jene des Eucalyptus globulus, aber ebenfalls eher länglich.

Seine Blätter enthalten das wunderbar duftende ätherische Öl. Übrigens: allein in Brasilien werden jährlich davon ca. 60 Tonnen (!!) produziert.

Inhaltsstoffe des ätherischen Öls:

  • Bis zu 45% Monoterpene – hier vor allem Limonen, aber auch eine Reihe anderer, wie beispielsweise Terpinolen und α-Pinen
  • Etwa 5,7% Oxide (1,8-Cineol)
  • Bis zu 25% Monoterpen-Aldehyde (Geranial, Neral und Citronellal)
  • ca. 14% Monoterpenole (v.a. Geraniol, aber auch Linalool und Nerol u.a.)
  • etwa 3,5% Ester (v.a. Geranylacetat)

Aber natürlich ändern sich auch hier die Inhaltsstoffe nach Anbaugebiet und Erntezeit, diese Angaben sind also lediglich Ca.-Werte. Übrigens: die Blätter des Eukalyptus werden sehr langsam destilliert. So benötigt ein Destillationsdurchgang etwa 3 Stunden. Der Ertrag ist danach etwa 1% der benötigten Menge an Material…

Bedingt durch seinen hohen Anteil an Monoterpenen und Monoterpen-Aldehyden ist der Eucalyptus staigeriana ein sehr hilfreiches schmerzlinderndes ätherisches Öl. Ich schätze ihn aber auch wegen seiner Einsatzmöglichkeit bei Kindern sehr!
Abgesehen davon: eingesetzt wird er auch gerne bei psychischen Problemen wie depressive Verstimmung oder nervöse Verspannung. In diesen Fällen hilft beispielsweise eine Solarplexus-Streichung (sanft im Uhrzeigersinn, mit flacher Hand) mit der nachfolgenden Mischung, die Anspannung zu lindern:

25 ml Mandelöl (oder auch Johanniskrautöl, ganz nach Vorliebe)
2 Tropfen Eucalyptus staigeriana
1 Tropfen Lavendel fein
2 Tropfen Neroli in Jojoba
2 Tropfen Blutorange (Citrus aurantium Mori)

img_1292Und in Erkältungszeiten für Kinder (aber auch für Erwachsene) verwende ich gerne folgende Mischung (ich hab sie heute in meinem Diffuser :-) ):

5 Tropfen Eucalyptus staigeriana
10 Tropfen Grapefruit
4 Tropfen Linaloeholz
miteinander vermischen und davon 3 Tropfen in die Duftlampe oder – so wie ich es heute gemacht habe – 1 Tropfen auf das Fließpad meines kleinen Mini-Diffusers, direkt neben meinem Laptop…

Bleiben Sie gesund!

Informationen zu Anwendungsmöglichkeiten ätherischer Öle in Erkältungszeiten finden Sie in meinen Büchern „SOS Hustenzwerg – Ätherische Öle und Kräuter für Kinder von 0-12“ und „SOS Hexenschuss – Die besten Rezepte bei kleinen Beschwerden“, beide erschienen im Freya-Verlag, Linz.

Und wenn Sie die Wirkung ätherischer Öle selbst erleben wollen und Ihre eigenen Mischungen erstellen wollen, so freue ich mich, Sie bei einem meiner Workshop begrüßen zu dürfen!

Bei Fragen kontaktieren Sie mich bitte per Mail: ingrid@aromaexperten.at.

Der nächste Eukalyptus-Beitrag kommt in den nächsten Tagen – bleiben Sie dran!

 

 

 

Eukalyptus ist nicht gleich Eukalyptus!

Wenn auf meinem Flascherl mit ätherischem Öl Eukalyptus drauf steht, ist das nicht sowieso immer Eukalyptus globulus? Und was bitte ist Eukalyptus globulus? Und: warum ist Eukalyptus nicht gleich Eukalyptus?
So und so ähnlich lauten Fragen, die mir immer wieder gestellt werden.

Also bitte: NEIN, Eukalyptus ist nicht gleich Eukalyptus! Es gibt mehr als 500 verschiedene Eukalyptus-Arten!

Im Laufe meiner Aroma-Arbeiten sind mir bereits eine ganze Reihe ätherischer Öle mit der Bezeichnung „Eukalyptus“ in die Hände gefallen. Allerdings immer mit einem „Untertitel“, also einem chemischen Markenzeichen. Einige davon wollen wir uns heute näher ansehen. Die Zeit dazu ist perfekt: die Erkältungswelle ist bereits angerollt und die ersten Schnupfen- und Hustenbazillen schwirren durch die Lüfte. Was liegt da näher, als sich mit einem der hilfreichsten Mittel auseinanderzusetzen!

Eucalyptus globulus Bild zur Verfügung gestellt von http://www.hear.org/starr/

Eucalyptus globulus
Bild zur Verfügung gestellt von http://www.hear.org/starr/

Beginnen wir heute mit dem bekanntesten Eukalyptus: mit Eucalyptus globulus.

Es handelt sich – wie bei allen anderen Eukalyptusarten – um einen Baum. Aber was für ein Exemplar hat die Natur da erschaffen! Eucalyptus globulus wird auch als „Blauer Eukalyptus“ oder als „Tasmanischer Blaugummibaum“ und als „Fieberbaum“ bezeichnet. Er gehört zur Familie der Myrtengewächse (Myrtaceae) und ist in Australien heimisch, und zwar in Tasmanien. Das ist eine Insel südlich von Australien, wer davon noch nie gehört hat: hier gibt es eine unglaubliche Vielfalt wilder Natur! (Nachschlagen lohnt sich!) Und also auch unser Eucalyptus globulus stammt ursprünglich von dort.

Unser Eucalyptus globulus ist also ein großer Baum: er erreicht Wuchshöhen bis zu 35 m! Seine Borke ist glatt, grau mit weißlichen oder gelblichen Flecken und sie schuppt sich. Hier sind viele Öldrüsen eingebettet. Aber auch im Mark des Baumes sind Öldrüsen vorhanden. Das Holz wird übrigens gern als Brennholz verwendet…
Die Blätter sind in verschiedener Form möglich – einerseits rundlich (wenn der Baum noch jünger ist), andererseits auch lanzettenförmig im Alter. Sie sind eher hart und ledrig.
Die Blüten sind zwittrig und sehen aus wie kleine puschelige Rädchen mit einem „Knopf“ in der Mitte. Die daraus entstehenden Früchte sind kapselförmig und rund und beinhalten drei oder vier Fruchtfächer.

Eucalyptus globulus wird in Australien in Plantagen gezüchtet. Der Baum wächst sehr schnell zu Beginn – er erreicht den größten Teil seiner Höhe bereits in den ersten 10 Jahren seines Lebens.

Das ätherische Öl ist in den Blättern bis zu etwa 4% vorhanden. Schauen wir uns die Inhaltsstoffe des ätherischen Öls an, so sehen wir, dass der wohl wichtigste Bestandteil das 1,8-Cineol ist.
Wir finden im ätherischen Öl also:
ca. 65 – 75% Oxide (also hauptsächlich 1,8-Cineol)
bis zu 27% Monoterpene (v.a. α-Pinen)
bis zu 3% Monoterpenole
ca. 4% Sesquiterpenole
ca. 2-3% Sesquiterpene
etwa 1% Monoterpenketone (v.a. Pinocarvon)
Diese Inhaltsstoffe sind – wie auch bei allen anderen ätherischen Ölen – von den Wachstumsbedingungen und vom Erntezeitpunkt abhängig und daher oftmals ein wenig unterschiedlich zusammengesetzt.

Die Einsatzgebiete sind weitreichend:
Wie bereits erwähnt, ist das ätherische Öl besonder gut einsetzbar bei echter Grippe, aber auch bei grippalem Infekt, bei Schnupfen, aber auch gegen Bakterien wie Staphylococcus aureus, Pneumokokken oder Streptokokken. Es wirkt auch ein wenig analgetisch, d.h. „betäubend“, wirkt also auch gegen Schmerzzustände.

Allerdings: Bitte setzen Sie dieses ätherische Öl niemals bei kleinen Kindern unter drei Jahren ein – es löst den Schleim zwar hervorragend, aber die kleinen Zwerge können ihn nicht von allein abhusten oder herunterschneuzen! Dadurch entsteht große Erstickungsgefahr! Das gilt auch für alte, gebrechliche Menschen, vor allem, wenn sie bettlägrig sind!

Wenn Sie Fragen zur sicheren Anwendung von Eucalyptus globulus haben, so schreiben Sie mir bitte: ingrid@aromaexperten.at.

In den nächsten Tagen werde ich mich hier einem weiteren Vertreter der Eukalyptus-Familie zuwenden. Bleiben Sie dran!

 

Weihnachtsüberraschung

Gestern – am Heiligen Abend – gab es für mich eine echte Weihnachtsüberraschung! Die Post brachte mir ein Päckchen aus Deutschland mit dem Absender AIDA Aromatherapy International!

Und was war drin? Das neue Kartenset „Heilende Düfte“ von Eliane Zimmermann! Natürlich kam es unter den Weihnachtsbaum und heute, am Christtag, habe ich es geöffnet…

Kartenset ElianeHier liegen sie, die wunderschön gestalteten Karten, einladend, dieses „Spiel“ auch gleich einmal auszuprobieren! Doch zuerst musste ich die abgebildeten Pflanzen ansehen, die Sprüche lesen und dann ging es ans Kartenziehen…

Aus den umgedrehten und gemischten Karten zog ich „meine Pflanzen“ – phantastisch, wie doch die Hände genau die richtigen herausfinden!

Ingrids PflanzenJa ja, Ihr seht schon richtig: Lavendel, Sandelholz und Rose – wie könnte es anders sein!

Natürlich mußte auch Kurt welche ziehen:

Kurts PflanzenSeine waren interessanterweise Kamille römisch, Schafgarbe, White Ginger Lily und – er wollte noch eine vierte Karte – die Bergamotte. Und auch Kurt meinte, es wären genau die richtigen…

Das Kartenset kann über Eliane bestellt werden (klick!) und ist nicht nur für Anfänger in der Aromawelt gut geeignet, auch Profis werden daran ihre Freude haben! Die schön fotografierten Pflanzen auf den Karten eröffnen neue Perspektiven beim Lernen – denn wer hat schon Gelegenheit, auch exotische Pflanzen persönlich kennenzulernen…

Die zu jeder Pflanze passend ausgewählten Sprüche helfen auch in der Arbeit mit Patienten/Klienten. Denn interessanterweise zieht man sich wirklich genau jene Karten aus dem Set heraus, die für die aktuelle Situation die richtigen sind.

Herzlichen Dank, Eliane, für diese gelungene Weihnachtsüberraschung!

 

Doldenblütler

Viele Doldenblütler können wir in der Aromatherapie sehr gut nutzen. Die für mich wichtigsten davon möchte ich hier kurz streifen. Vielleicht ist es auch für Dich/Sie eine Anregung, sich mit diesen wunderbaren Pflanzen und ihren Heilkräften näher auseinander zu setzen…

Angelikawurzel (und -samen) – (Erz-)Engelwurz
Angelica archangelica
Das erste Mal, dass mir die Mächtigkeit einer Angelika-Pflanze so richtig bewußt wurde, war vor etwa 12 Jahren in Rottal. Da stand ich plötzlich in einem richtigen „Wald“ aus Angelika-Pflanzen und konnte nur noch staunen: die waren doch tatsächlich über 2 m hoch! Ich kannte Angelika bis dahin nur in Form der Wald-Angelika (Angelica sylvestris), die wesentlich niedriger wächst.

Ursprünglich stammt die Angelika aus dem hohen Norden. Heute noch findet man große Bestände in Island. Hier sind sie oftmals die ersten Pflanzen, die sich aus dem Basalt der Vulkane herauswagen. Die mehrjährige Pflanze (zwei- bis vierjährig) ist großwüchsig, behaart, hat farnartige Blätter und weiße Blütendolden. Sie stirbt nach einmaligem Blühen und Fruchten ab. Sie hat im Stamm einen gelblich-weißen Milchsaft. Der Stengel ist fein gerillt, manchmal rotbraun angelaufen und röhrenförmig mit Mark. Die unteren Laubblätter der Angelika sind oft bis zu 90 cm lang, die oberen Blätter sitzen auf sehr großen, sackartig aufgeblasenen anliegenden Scheiden. Die Dolden der Angelika sind halbkugelig mit zwanzig bis vierzig Strahlen. Die Blüten duften stark aromatisch.
Die Früchte der Angelika werden ca. 5 – 8 mm lang und sind vom Rücken her zusammengedrückt. Blütezeit der Angelika ist Juni bis Juli.

Das ätherische Öl der Angelikawurzel wird durch Destillation gewonnen. Es duftet fein und balsamisch und enthält ca. 75-90% Monoterpene, weiters Monoterpenole, Sesquiterpene, Sesquiterpenole, Diterpenole, Ester, Furocumarine und Cumarine, außerdem kommen noch Spuren von Ketonen darin vor.
Für ca. 1 kg des ätherischen Öls (man spricht bei Ölen im Fachjargon immer im kg-Maß und nicht von Litern) benötigt man ungefähr 300 kg getrocknete und gereinigte Wurzeln. (Auch für das Öl aus den Samen werden pro kg ätherischen Öls ca. 300 kg Material benötigt.)
Der Name „Angelica archangelica“ bedeutet „Die Erzengelartige“.
Unser ätherisches Öl verwenden wir vor allem wegen seiner aufbauenden, stärkenden Wirkung. Weitere Anwendungsmöglichkeiten finden sich bei Hautreizungen, Schuppenflechte, Hautentzündungen. Und es hilft bei Husten (in Form eines Brustbalsams beispielsweise), gegen Bronchitis, aber es ist auch einsetzbar bei Magenverstimmungen (Reisekrankheit!), Migräne, Rheumatismus und Gicht.

Angelika

Ich schätze auch das Angelika-Hydrolat sehr, das interessanterweise mehr Ketone enthält, als das ätherische Öl. Es wirkt sehr beruhigend bei Stress und verhilft zu einem ruhigen Schlaf, wenn man es beispielsweise als Airspray im Schlafzimmer verwendet.

Therapeutisch werden Präparate aus Engelwurz in der Phytotherapie bei Entzündungen eingesetzt, bei Verdauungsschwäche, aber auch bei psychogenen Bauchschmerzen (beispielsweise durch Heimweh).
Angelika wirkt als „Ginseng des Nordens“. Dort hat man Angelika auch als Gemüse zu sich genommen.

Angelikasamen – und auch die getrocknete Wurzel – verwende ich sehr gerne zum Räuchern. Dabei vereinigt der aufsteigende Rauch das Licht und die Dunkelheit vor allem im Winter, wenn uns das innere Gleichgewicht abhanden gekommen ist.
Angelikasamen

Viele der Doldenblütler, die wir in der Aromatherapie verwenden, haben ähnliche Grundzüge in ihrer Anwendung. Schauen wir uns einmal den

Süßen Fenchel (Foeniculum dulce) an.
Allerdings: hier werden lediglich die Samen destilliert und nicht die Wurzel. Der Duft des ätherischen Öls ist lieblich und süß und erinnert auch ein wenig an Anis. Die Inhaltsstoffe unterscheiden sich von jenen der Angelika, hier liegt der Hauptanteil bei den Ethern (Trans-Anethol bis zu 70%), die Monoterpene sind um vieles geringer vertreten (nur ca. 15-30%), dafür finden sich Aldehyde, Oxide, Monoterpenole und Ketone.
Fenchel ist eine mehrjährige Pflanze und wird 1,5 m bis zu 2 m hoch, mit gelben Blüten. Wurzel fleischig und spindelförmig. Stengel rund, fein gerillt und markig. Die Blattscheiden haben an der Spitze mützenförmige Öhrchen. Blätter drei- bis mehrfach gefiedert. Die Dolden können bis zu 15 cm Durchmesser erreichen (10- bis 20-strahlige Dolden). Blütezeit: im ersten Jahr von Juli bis Oktober, im zweiten Jahr ab Juni.
Die Früchte (bräunlich-grüne Spaltfrüchte, ca. 4 – 10 mm lang, mit braunen Ölstriemen, stark gewölbt) werden nach der Reife im September und Oktober gesammelt. Sie enthalten zwischen 2 und 6% ätherisches Öl.

Fenchel war bereits im Altertum als Heil- und Gewürzpflanze überall bekannt und wird bei Hippokrates und Paracelsus gegen vielerlei Beschwerden empfohlen. Er gilt als uraltes Heilmittel, das Langlebigkeit, Mut und Stärke verleihen soll.

Fenchel hat drei Unterarten:
• Gewürz- oder Arzneifenchel (Foeniculum vulgare var. dulce) – das ist jener, den wir auch in der Aromakultur verwenden,
• Gemüsefenchel (Foeniculum vulgare var. azoricum)
• Bitterfenchel (Foeniculum vulgare var. vulgare) – er ist für Aroma-Arbeit nicht unbedingt gut geeignet.

Unser süßes Fenchelöl wirkt auf den Menstruationszyklus ein, es kann prämenstruelle Probleme lindern, aber auch Wechselbeschwerden werden reduziert. Vorsicht ist in der Schwangerschaft geboten, denn das Öl wirkt milchbildend, was in der ersten Schwangerschaftshälfte als nicht angenehm empfunden wird. Ebenso sollte es aus diesem Grund nicht bei Brustkrebspatientinnen eingesetzt werden.
Seine geburtserleichternde Wirkung ist bei den Hebammen bekannt. Auf die Lunge wirkt es sich positiv aus, sollte man unter Husten oder Bronchitis leiden. Und eine der wichtigsten Anwendungen des ätherischen Öls ist wohl bei Blähungen für eine sanfte Bauchmassage.
Auch Fenchelöl wirkt sich gut auf die Nerven aus. Es kann die Psyche ausgleichen, ermutigt und beruhigt.
Fenchelöl hat antibakterielle Eigenschaften und regt die Durchblutung an.

Fenchel-Hydrolat verwende ich sehr gerne zum Brotbacken. Ich setze damit meinen Sauerteig an. Sie könnten es aber auch beispielsweise für ein Cellulitis-Gel einsetzen (es strafft das Bindegewebe).

Cellulitis-Gel
10 ml Wodka oder kosmetisches Basiswasser (= vergällter Alkohol)
1 Messerspitze Xanthan
40 ml Fenchel-Hydrolat
10 Tropfen Aloe-Vera 10fach-Konzentrat
5 ml D-Panthenol
1 Tropfen Fenchel süß (ätherisches Öl)
6 Tropfen Grapefruit
4 Tropfen Ho-Blatt (alternativ: Linaloe-Holz)
Wodka mit Xanthan vermischen, Aloe-Vera, D-Panthenol und ätherische Öle einrühren, mit Hydrolat aufgießen.

 

 

Pollenflug und Bienenwachs

Frühling ist’s und die Pollen fliegen wieder heftig… Leider nicht so viele Bienen, wie wir es uns wünschen würden, aber es ist ja noch relativ früh, auch wenn der Frühling gerade begonnen hat.

Zeit also, sich ein wenig mit dem kosmetischen Rohstoff Bienenwachs zu beschäftigen!
Viele Menschen, die eine Pollenallergie haben, haben’s nämlich mit Naturkosmetik, in der Bienenwachs verarbeitet wird, nicht ganz leicht. Denn auch durch Bienenwachs kann es eventuell in diesem Fall zu einer allergischen Reaktion kommen. Das ist zwar nicht zwingend so, aber darüber nachdenken kann ja nicht schaden!

Bienenwachs erhalten Sie im guten Fachhandel als Cera alba (= gebleichtes Bienenwachs) oder als Cera flava (= ungebleichtes Bienenwachs). Gebleichtes Bienenwachs ist weiß oder hell-creme-farbig, ungebleichtes in sattem Gelb.

Was ist eigentlich Bienenwachs? Genaugenommen ist es ein Stoffwechselprodukt der Honigbienen. Die Bienen produzieren mit ihren Wachsdrüsen (ja, sowas haben die) das Wachs, das sie dann zu kleinen Plättchen formen. Daraus bauen sie kunstvoll ihre Waben. Und die Waben dienen dem Bienenvolk als Kinder- und Wohnstube, aber auch als Vorratskammer.
Bienenwachs besteht zu ca. 70 % aus einem Gemisch von komplexen Wachsestern, aus Fettsäuren und Hydroxyfettsäuren (ca. 13-14 %), sowie aus ca. 10 – 14% Kohlenwasserstoffen. Außerdem beinhaltet es Provitamin A und Propolis – ideale Stoffe für die Hautpflege!
Bienenwachs wird als der am besten hautverträgliche Grundstoff für Cremes und Salben angesehen. Und nebenbei pflegt es die Haut.
Grundsätzlich wird dem Bienenwachs in der Naturheilkunde eine starke antiallergische Wirkung zugesprochen. Es beruhigt die Haut durch seine keimtötenden Inhaltsstoffe: die Haut wird besser durchblutet, weicher und fühlt sich angenehm geschmeidig an. Das ist besonders bei trockener und spröder Haut interessant.

Wie aber oben schon erwähnt: Pollenallergiker könnten dennoch auf Bienenwachs mit einer Hautaffektion reagieren, also bitte achtsam damit umgehen!

Der Schmelzpunkt von Bienenwachs liegt bei ca. 60 – 65° C. Am besten lässt es sich in einer Salbe oder Creme verarbeiten, wenn man es als ersten Bestandteil zum Schmelzen bringt. Nehmen Sie aber bitte nie zu viel davon, sonst tritt ein „stumpfes“ Hautgefühl auf. Ich verwende gerne als Co-Konsistenzgeber Sheabutter oder Kakaobutter dazu, dann ist unser Endprodukt ein wirklicher Hautschmeichler!

Übrigens: im Ägypten der Antike wurde – neben diversen Harzen – auch Bienenwachs zum Einbalsamieren der Verstorbenen verwendet. Die antibakterielle Wirkung des Bienenwachses war damals bereits bekannt.

Weitere Produkte aus Bienenwachs sind Ceralan, Gelee Royale, Honigessenz und Propolis. Finden Sie dazu Informatives im nächsten Newsletter (er erscheint in wenigen Tagen!) Anmeldung zum Newsletter hier!

Rosmarin

Auch der Rosmarin hat den Winter gut überstanden, und so kein ärgerer Frost vor der Tür steht, wird er uns auch heuer viele unserer Speisen verfeinern…

Rosmarin (Rosmarinus officinalis L.) hat schon lange Bedeutung als Heil- und Würzpflanze. Seinen nadelförmigen Blättern entströmt ein intensiver, strengwürziger Duft, der beim Kochen noch intensiviert wird, beispielsweise zu Erdäpfelgerichten oder Fisch, aber auch für so manches Gemüsegericht ein Genuss!
Das immergrüne, aromatisch duftende Gewächs ist sehr wärmebedürftig und (leider) auch sehr frostempfindlich. Im Mittelmeerraum kann Rosmarin bis zu 2 Meter hoch werden, in unseren Breiten wird man ihn am besten als Kübelpflanze kultivieren – in der kalten Jahreszeit gut geschützt im Freien bzw. an einem kühlen Platz im Haus kann er schon den Winter überdauern.

Auch der Rosmarin ist ein Lippenblütler (Lamiaceae). Die Pflanze hat kleine zarte Blüten, die zwischen den nadelartigen Blättern hervorlugen. Die Blüten wachsen – ebenso wie die Blätter – direkt am vierkantigen Stängel in kurzen, schraubigen Scheinquirlen. Der Stängel ist flaumig behaart (das sieht man aber nur von der Nähe!). Die Blättchen sind gegenständig, ca. 2-3 cm lang und mit einer dicken Haut versehen. An ihrer Unterseite finden wir eine weiße, zart-filzige Behaarung.(Leider besitze ich kein so tolles Fotoobjektiv, um ein entsprechend gutes Bild davon machen zu können…:-) ). Aber wenn man die Blätter angreift, so spürt man diese Behaarung – sie fühlen sich aber alles in allem aber zäh und ledrig an.
Rosmarin benötigt einen durchlässigen und trockenen Boden. Man sollte aber dennoch auch im Winter darauf achten, dass er genügend Feuchtigkeit erhält. Sonst kann es passieren, dass er im Frühling braun und unscheinbar – vertrocknet! – ist.

Nicht jede Sorte des Rosmarins ist winterhart – ein Anbau in größerem Stil ist nur in warmen Gebieten möglich. Geerntet wird er während oder nach der Blüte für die Destillation.

Rund um das Mittelmeer finden wir mehrere Arten: je nach Lage und Subklima bildet er verschiedene Chemotypen aus. Ebenso wie beim Thymian unterscheiden sich diese Chemotypen des Rosmarins in ihren Inhaltsstoffen teilweise sehr grundlegend. Wir verwenden in der Aromatherapie vor allem drei Typen in Form ätherischer Öle, Rosmarin ct. Cineol, Rosmarin ct. Kampfer und Rosmarin ct. Verbenon.

Der Rosmarin verdankt seinen Namen vermutlich den Römern, die ihn als „ros maris“ (= „Meerestau„) bezeichneten. Sie glaubten, dass der Tau, der sich nachts auf den Pflanzen niederschlägt, den würzigen Duft hervorrufe. Eine andere Ansicht meinte, der Name Rosmarin käme von „Ros“ (rhus) = Bäumchen und „marinus“ = zum Meer gehörend, also „Bäumchen am Meer„, kommen könnte. In manchen Gegenden Europas heißt der Rosmarin auch „Weihrauchwurz“ oder „Kranzenkraut“ (das bezieht sich vermutlich auf die „Jungfernkränze“, die für eine Braut gewunden wurden).

Rosmarin gilt seit Jahrtausenden als starkes Heilmittel, als „magisches Kraut„. In ägyptischen Pharaonengräbern fand man Rosmarinzweige als Grabbeigabe, im antiken Griechenland wurde Rosmarin „Libanotis“ (= Weihrauch) genannt und war dort der Aphrodite, der Göttin der Schönheit und Liebe, geweiht. Man verbrannte seine Zweige anstelle von echtem Weihrauch, der ja nur für die Oberschicht erschwinglich war. Demzufolge galt Rosmarin als „Weihrauch der Armen„.

Ophelia überreicht Hamlet bei Shakespeare unter anderem auch Rosmarin mit den Worten: Da ist Vergißmeinnicht, das ist zum Andenken: Ich bitte euch, liebes Herz, gedenkt meiner! Und da ist Rosmarin, das ist für die Treue…

Interessant ist, dass die Kraft des Rosmarins als Heilpflanze erst relativ spät entdeckt wurde. Man weiß, dass Dioskurides seine wärmende Eigenschaft erwähnt und auch dass eer bei Gelbsucht eingesetzt wurde. Aber das war bereits im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt.

Rosmarin

Benediktinermönche brachten den Rosmarin im Mittelalter gemeinsam mit dem Thymian über die Alpen. Und Karl der Große führt ihn in seinem Capitulare de Villis an. So fand er Eingang in die Klostergärten. Man entdeckte seine desinfizierende Wirkung und räucherte alsbald damit auch die Krankenstuben damit aus. Im Jahr 1348, als die Pest besonders stark wütete, wurde von den Ärzten und Badern Rosmarin eingesetzt, um sich selbst vor Ansteckung zu schützen.

Kurz zu den ätherischen Ölen der wichtigsten Chemotypen:

  • Rosmarinus ct. 1,8-Cineol

Bei diesem Chemotyp liegt die Hauptwirkstoffgruppe bei 1,8-Cineol, einem Oxid, sowie bei Kampfer (Monoterpenketon). Beide Inhaltsstoffe wirken äußerlich angewendet schmerzstillend und hemmen Entzündungsvorgänge, vor allem jene bei rheumatischen Beschwerden. Wegen des Oxidgehalts wird dieser Chemotyp auch gerne zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Das Abhusten wird gefördert, der Schleim löst sich besser, die Schleimhäute schwellen ab.
Die Inhaltsstoffe (Mittelwerte):
40 – 50 % Oxide (1,8-Cineol u.a.)
20 – 30 % Monoterpene (Pinen, Limonen, Camphen)
10 – 15 % Monoterpenketone (davon bis zu 12 % Borneon = Kampfer)
4 – 8 % Monoterpenole
4 – 5 % Sesquiterpene
ca. 1 % Ester

  • Rosmarin ct. Kampfer (Borneon)

Dieses kampferartig duftende ätherische Öl stimuliert besonders das zentrale Nervensystem, Herz, Kreislauf und Atmung, wenn es in niedriger Dosierung aufgetragen wird oder in der Duftlampe Verwendung findet.
Verwendet man zu viel davon, so kann der Blutdruck zuerst stark ansteigen und dann überraschend abfallen! Daher bitte achtsam einsetzen!
Die Anwendung hat sich besonders in Kombination mit Lavendel fein bewährt.
Wird es höher dosiert eingesetzt, so ist das Öl vor allem hilfreich bei Gelenksentzündungen und Muskelbeschwerden. Das Muskelgewebe wird entspannt und das Öl wirkt schmerzstillend.
Die Inhaltsstoffe:
ca. 30 % Monoterpenketone (vor allem Borneon)
25 – 40 % Monoterpene (Pinen, Camphen)
15 – 20 % Oxide (v.a. 1,8-Cineol)
5 – 7 % Monoterpenole (Borneol)
ca. 2 % Ester

Dieser Rosmarin ist unbedingt kontraindiziert bei Schwangeren und Kindern, denn der Anteil an Monoterpenketonen ist für diese Menschen zu hoch. Und: bei Bluthochdruck bitte auch nicht als Badezusatz verwenden!

  • Rosmarin ct. Verbenon

Dieser Rosmarin entfaltet seine Wirkung vor allem bei Einreibungen und bei Leberwickeln. In Verbindung mit einer Fastenkur wird die Effektivität eines Leberwickels durch dieses wertvolle Öl gesteigert. Die Gallensekretion der Leberzellen wird angeregt, das ätherische Öl wirkt krampflösend auf die Gallenblase ein. Zusätzlich wird die Darmperistaltik angeregt… Die Störungen, denen Leber und Galle durch Stress, Ernährung und Veranlagung ausgesetzt sind, führen natürlich auch zu seelischen Verstimmungen. Nach der Lehre der TCM ist die Leber „das Haus der Seele“. Und daher ist Rosmarin Verbenon das Mittel der Wahl, wenn es um Folgeerscheinungen nach Leberproblematik geht.
Die Inhaltsstoffe dieses Chemotyps:
45 – 54 % Monoterpene (Pinen, Camphen)
10 – 18 % Monoterpenketone (Verbenon, Borneon)
10 – 15 % Oxide (1,8 Cineol)
10 – 13 % Ester
5 – 10 % Monoterpenole (Borneol)
ca. 1 % Sesquiterpene

Dieser Rosmarin kann auch für Kinder ohne Bedenken eingesetzt werden.

Wollen Sie mehr über die Lippenblütler wissen? Lesen Sie bitte auch meine Artikel über die Zitronenmelisse und den Thymian. Auch über den Lavendel finden Sie schon einiges auf meinem Blog. In Kürze gibt es noch weitere Steckbriefe…
Ein ausführliches Fortbildungsseminar zum Thema ist in Vorbereitung… Infos dazu erhalten Sie gerne, wenn Sie mir eine kurze Mitteilung über unser Kontaktformular zukommen lassen.

 

 

 

 

 

 

 


Zitronenmelisse, Rosmarin und andere Lippenblütler

Es ist schon so warm, obwohl es doch erst Februar ist, dass bereits die ersten Blättchen der Zitronenmelisse aus dem Boden lugen, der Rosmarin sich seines Lebens freut und auch so manch anderer Lippenblütler erste Lebenszeichen von sich gibt.
Zeit also, sich einmal mit der Überlebenskraft dieser Pflanzengruppe zu beschäftigen…

Die Zitronenmelisse mit ihrem wohlschmeckenden Blattwerk dient ja nicht nur zum Verfeinern von Speisen, sie schenkt uns auch ein hochwirksames ätherisches Öl und ein – meiner Meinung nach sogar noch besser einsetzbares Hydrolat.

Schauen wir uns einmal den Steckbrief der Melissa officinalis L. an:
Lippenblütler (Familie Lamiaceae), ursprüngliche Herkunft Orient, später auch aus der Mittelmeerregion, Wuchshöhe zwischen 30 – 80 cm, kurze Bodenausläufer (das bedeutet, dass man sie im Kräuterbeet gut im Zaum halten muss, weil sie sich über diese Ausläufer gerne rasch vermehrt), ausdauernd. Ihre Blättchen haben einen würzig-zitronigen Duft. Blüten: weiß bis bläulich-weiß. Blütezeit zwischen Juli und August. Sehr wärmebedürftig (und darum umso erstaunlicher, dass die Blättchen bereits jetzt aus dem Boden herausklettern).
Das Kraut der Melisse enthält vor allem Rosmarinsäure (ein Labiatengerbstoff), aber auch Kaffeesäure und Chlorogensäure, ätherisches Öl (leider sehr wenig!), Bitterstoffe, Schleimstoffe, Glykoside, Saponine und Vitamin C.

Das ätherische Öl der Melisse schwankt in seiner Zusammensetzung – abhängig von Witterung und Erntezeitpunkt, aber auch von der jeweiligen Bodenqualität. Die durchschnittlichen Werte zu den Inhaltsstoffen sind: 40 – 70 % Citral (das ist ein „Gemisch“ aus Geranial und Neral, chemisch ein Aldehyd), ca. 1 – 20 % Citronellal (Aldehyd), ca. 5 – 15 % β-Caryophyllen (Sesquiterpen), Linalool, Geraniol (beides Monoterpenole), Thymol u.a.m.

Das Melissen-Hydrolat enthält Aldehyde, Ketone und sollte einen pH-Wert zwischen 4,8 – 5,22 aufweisen.

Schon bei Pedanios Dioskurides (40-80 n.Chr.) wird die Pflanze erwähnt: „Melissophyllon“ („Bienenblatt„) nennt er sie und beschreibt sie als gutes Mittel zur Förderung der Menstruation. Empfohlen wird sie hier als Zusatz zum Sitzbad. Außerdem wurde der Melissentee als Mundspülwasser bei Zahnschmerzen verwendet. Auch Melissensaft mit Honig vermischt verwendete man damals bereits.
Im Mittelalter war sie als „Herzenströster“ bekannt, im „Hortus sanitatis“ („Gart der Gesundheit„) aus dem Jahr 1485 wurde sie besonders als „Frauenmittel“ hervorgehoben.

Melisse

Auch heute noch hat die Melisse einen guten Ruf als Hilfe bei starken Gefühlsschwankungen und Alpträumen. Die nervenberuhigende Wirkung des ätherischen Öls ist wissenschaftlich anerkannt, besonders bei Menschen, die unter Stress und Schlaflosigkeit leiden, finden in der Melisse eine wertvolle Hilfe und Unterstützung.

Ich habe wohl selten ein so hilfreiches Hydrolat in Händen gehalten, wie das Melissen-Hydrolat. Man benötigt unglaubliche Mengen der Zitronenmelisse, um zumindest 1 ml ätherischen Öls zu erhalten. Aber es reicht auch schon eine kleine Menge an Pflanzenmaterial, wenn wir selbst destillieren, um das Hydrolat zu erhalten.

Wieviel Melisse man benötigt, damit sich das Ergebnis für die ätherisch-Öl-Produktion wirklich lohnt, haben meine KursteilnehmerInnen und ich bereits mehrmals miterleben können: eine der wenigen Destillen im mitteleuropäischen Raum ist in Rottal in Bayern zu Hause. Hier werden kleine, feine Chargen ätherischen Öls von heimischen Pflanzen gewonnen. Unter anderem auch Melisse, die zwei- oder mehrmals im Jahr geerntet werden kann. Je nach vorangegangener Witterung enthält das Öl (und damit natürlich auch das Hydrolat) etwas unterschiedliche Wirkstoffe, allen ist aber eine tolle Pflegewirksamkeit gemeinsam. Melisse sollte sofort nach der Ernte verarbeitet werden.

Unser Hydrolat eignet sich wohl am besten zur Behandlung von Lippenherpes-Bläschen (Herpes labiales), wie ich aus meiner eigenen Familie zu berichten weiß: mein Schwager leidet immer wieder unter Fieberblasen-Attacken, die er normalerweise mit schwerem Medikamenten-Geschütz zu bekämpfen versuchte. Nun – eines Tages war es wieder einmal so weit, aber keine Salbe oder Creme, die von Nutzen sein konnte, war in Sicht. „Hast was für mich?“ war seine Frage an meine Nichte Uschi. Und die – eine ausgebildete ärztlich geprüfte Aromatologin – drückte ihm ein Fläschchen Melissenhydrolat in die Hand mit der Anweisung, das Pflanzenwasser mehrmals täglich aufzutupfen. „Geh, und das soll helfen?“ „Ja, wirst es ja sehen…“ Und – es half! Seither verwendet er nichts anderes mehr gegen seine Fieberblasen…

Wo kann man das Melissenhydrolat aber noch anwenden: grundsätzlich ist es hervorragend für die Gesichtspflege geeignet. Es kann bei Augenbindehautentzündung helfen, beim wunden Baby-Po, bei müden schweren Beinen, es ist geeignet zur Heuschnupfenprophylaxe, macht der Schwangerschaftsübelkeit rasch ein Ende, hilft gegen Unruhe,  kann bei ADHS eingesetzt werden, reduziert aber z.B. auch Streß.

Als Hilfe bei empfindlicher, trockener, gestreßter und entzündeter Haut kann es gute Dienste leisten (Gesichtswasser z.B.).
Ich verwende es gerne auch als Badezusatz für mein Entspannungsbad. Es wirkt jedenfalls sehr beruhigend (also bitte abends einsetzen!). Besonders gerne mag ich es, seit ich in der Menopause bin, weil es wirklich harmonisierend wirkt. Hier könnte man es auch sogar – bitte in verdünnter Form – als eine Art „Schlummertropfen“ zu sich nehmen. Eingenommen kann es auch entzündliche Darmerkrankungen und Magenkrämpfe lindern. Aber bitte: machen Sie das nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt!

BohnenkrautSie wollen mehr über den Rosmarin, das Bohnenkraut, den Ysop und andere Lippenblütler lernen? In unseren Kursen erfahren Sie alles Wissenswerte darüber! Aber lesen Sie bitte auch meine Artikel über den Thymian oder jenen über den Rosmarin und seine Chemotypen hier auf dem Blog…

Winterwetter und ätherische Öle?

Der Winter hat es heuer wohl in sich: Sonne, Schnee, Regen…Chaos auf den Strassen – was das mit ätherischen Ölen zu tun hat? Nun: einerseits versuchen wir, unsere Haut ja auf natürliche Weise zu pflegen, und das hat selbstverständlich auch mit der Witterung zu tun: wir wechseln permanent zwischen trockener Heizungsluft in unseren Wohnräumen und im Büro und zwischen kalter Winterluft, die durch den zeitweiligen Wind oftmals auch recht unangenehm werden kann. Und dann kommt noch die Sonne dazu, die gerade jetzt im Februar bereits damit beginnt, erhöhte UV-Strahlung an uns zu senden…

Wie ist das eigentlich mit der UV-Strahlung? Ich werde immer wieder gefragt, was es damit wirklich auf sich hat… Hier nur ein kleiner Exkurs, wie die verschiedenen Arten der UV-Strahlung definiert werden:

Eine grundlegende Erkenntnis ist, dass UV-Strahlung nicht zwangsläufig schädlich für uns und unsere Haut sein muss. Mit der Hilfe der UV-Strahlen entstehen Provitamine in der Oberhaut. Sie wandern erst mal zur Leber und anschließend zu den Nieren. Dort entwickelt sich daraus das Vitamin D – „Vitamin D“ ist eigentlich ein irreführender Begriff, denn wenn man’s genau nimmt, handelt es sich dabei um ein Hormon (Calciferol und seine Derivate), und es ist fettlöslich… Wir benötigen es für den Knochenbau, es ist wichtig für unsere Muskulatur und außerdem für unser Immunsystem. Vitamin D hilft aber auch dabei, das Kalzium aus der Nahrung durch die Darmwand ins Blut zu transportieren. Ohne ausreichende Kalzium-Versorgung unseres Körpers gibt es kein reibungsloses Funktionieren von Muskeln und Nerven.

In der medizinischen Therapie werden UV-Strahlen heute oftmals eingesetzt, um Psoriasis und Neurodermitis zu behandeln. In Form der Lichttherapie sind sie uns Hilfe bei Winterdepression.

Was schädigt aber jetzt unsere Haut wirklich und in welchem Ausmaß?

Die meisten Hautschädigungen erleiden wir durch UVA- und UVB-Strahlen: Sonnenallergien beispielsweise, die eine Hautreaktion mit Rötung, Juckreiz und Bläschenbildung darstellen, Mallorca-Akne (mit ihren Pusteln). Auch unsere Augen können durch UV-Strahlung Schäden erleiden (Trübung der Augenlinse, Bindehautentzündung, etc.). Das Spektrum des Sonnenlichtes ist sehr breit, nur ein vergleichsweise kleiner Teil davon ist für das menschliche Auge wirklich sichtbar: oberhalb der Wellenlänge von 780 Nanometern (nm) beginnt die Infrarot-Strahlung (auch Wärmestrahlung genannt), unterhalb von 400 nm liegt die UV-Strahlung. Sie grenzt direkt an die ionisierende Strahlung – das ist beispielsweise die Röntgenstrahlung.

Man unterteilt die UV-Strahlung also wie folgt:
UV-C-Strahlung befindet sich im Bereich von 100 bis 280 nm
UV-B Strahlung findet man zwischen 280 -320 nm
UV-A Strahlung von 320 – 400 nm
Je kürzer die Wellenlänge ist, umso energiereicher die Strahlung und umso höher die biologische Wirksamkeit.
Mit anderen Worten: UV-A-Strahlen werden durch das stratosphärisch und troposphärisch vorkommende Ozon nur sehr wenig abgeschwächt. Diese Strahlen können die Haut nur kurzfristig bräunen, sie schädigen unsere Haut nicht sofort sondern eher langfristig. Sozusagen in Form von „Zeitbomben“. Sie können DNA-Schäden erzeugen, verändern die Moleküle der Zellstrukturen und schwächen sie auf diese Weise.

UV-B-Strahlen – energiereich und kurzwellig – können die oberste Hautschicht durchdringen und sind damit auch die eigentlichen Schuldigen am Sonnenbrand. Sie können auch Hautkrebs begünstigen. Im Gebirge (und damit sind wir beim Winter und dem Wintersport angelangt) ist ihr Anteil im Sonnenlicht meist viel höher als im Flachland… (Abhängig ist der UV-B-Anteil übrigens auch vom Ozongehalt der Luft und von der Bewölkung.) Natürlich: diese Strahlen bräunen unsere Haut (wer möchte nicht gesunde Bräune vorweisen nach einem Urlaub?), aber ist der Sonnenbrand einmal da, so ist die Haut bereits nachhaltig geschädigt.

Und jetzt kommen wir zur schädlichsten Form der Strahlung, der UV-C-Strahlung, die die meiste Energie besitzt: nur eine intakte Ozonschichte könnte uns vor dieser Strahlung schützen… KEIN Sonnenschutzpräparat ist dazu in der Lage!

Wenn wir uns also für eine naturkosmetische Variante der Hautpflege im Winter entscheiden, sollten wir wissen, dass auch ein hoher Lichtschutzfaktor kein Garant für echten Schutz darstellt. Es ist also zumeist gar nicht nötig, sich ein Sonnenschutzmittel mit Sunblocker ins Gesicht zu schmieren. Der Sunblocker verhindert nämlich auch die Synthese von Vitamin D in der Haut – und das wiederum benötigen wir, um unseren Kalzium-Haushalt aktiv zu erhalten – und Kalzium… siehe oben.
Künstliche UV-Filter können im übrigen auch Allergien begünstigen…

Also: was tun?

Mein Tipp lautet: zuerst einmal die Haut von innen heraus durch gesunde Nahrung stärken. Viel Obst, Gemüse, wenig Alkohol, keine Zigaretten… das wär mal ein Beginn. Und dann die richtige Auswahl der Produkte für die Hautpflege: native fette Pflanzenöle (gut geeignet ist Mandelöl, Jojobaöl, Macadamianussöl) als Basis für unsere Hautcreme, ein gutes Hydrolat als Wasserphase (beispielsweise Lavendelhydrolat, Rosenhydrolat etc.), Sheabutter beispielsweise für das „Cremigrühren“ und wenige ätherische Öle, dafür von ausgezeichneter Qualität. Bei der Auswahl der ätherischen Öle unbedingt darauf achten, ob sie als photosensitivierend oder gar phototoxisch beschrieben sind – in diesem Fall sicherheitshalber darauf verzichten oder – wenn man unbedingt den Duft haben möchte – nur in kleinsten Dosen einsetzen. In der Gesamtmischung empfiehlt sich, nur maximal 1% Anteil an ätherischen Ölen zu verwenden. Dann sollte eigentlich nichts schief gehen und einem schönen Wintertag (egal, wie es draußen ist), steht nichts mehr entgegen.

 

Weiterführende Infos zur Sonnenstrahlung unter www.haut.de.

 

 

 

 

 

Eukalyptus oder Thymian?

Eukalyptus oder Thymian? – Diese Frage stellt sich ja immer, wenn es um Mischungen ätherischer Öle in der Winterzeit geht. Für wen ist Eukalyptus gut geeignet oder besser gar nicht?

In meinem Artikel in der Zeitschrift GARTEN + HAUS 1/2-2014 gehe ich dieser Frage nach. Den Artikel können Sie auch hier nachlesen (Veröffentlichung mit Genehmigung des Verlags):

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