Doldenblütler

Viele Doldenblütler können wir in der Aromatherapie sehr gut nutzen. Die für mich wichtigsten davon möchte ich hier kurz streifen. Vielleicht ist es auch für Dich/Sie eine Anregung, sich mit diesen wunderbaren Pflanzen und ihren Heilkräften näher auseinander zu setzen…

Angelikawurzel (und -samen) – (Erz-)Engelwurz
Angelica archangelica
Das erste Mal, dass mir die Mächtigkeit einer Angelika-Pflanze so richtig bewußt wurde, war vor etwa 12 Jahren in Rottal. Da stand ich plötzlich in einem richtigen „Wald“ aus Angelika-Pflanzen und konnte nur noch staunen: die waren doch tatsächlich über 2 m hoch! Ich kannte Angelika bis dahin nur in Form der Wald-Angelika (Angelica sylvestris), die wesentlich niedriger wächst.

Ursprünglich stammt die Angelika aus dem hohen Norden. Heute noch findet man große Bestände in Island. Hier sind sie oftmals die ersten Pflanzen, die sich aus dem Basalt der Vulkane herauswagen. Die mehrjährige Pflanze (zwei- bis vierjährig) ist großwüchsig, behaart, hat farnartige Blätter und weiße Blütendolden. Sie stirbt nach einmaligem Blühen und Fruchten ab. Sie hat im Stamm einen gelblich-weißen Milchsaft. Der Stengel ist fein gerillt, manchmal rotbraun angelaufen und röhrenförmig mit Mark. Die unteren Laubblätter der Angelika sind oft bis zu 90 cm lang, die oberen Blätter sitzen auf sehr großen, sackartig aufgeblasenen anliegenden Scheiden. Die Dolden der Angelika sind halbkugelig mit zwanzig bis vierzig Strahlen. Die Blüten duften stark aromatisch.
Die Früchte der Angelika werden ca. 5 – 8 mm lang und sind vom Rücken her zusammengedrückt. Blütezeit der Angelika ist Juni bis Juli.

Das ätherische Öl der Angelikawurzel wird durch Destillation gewonnen. Es duftet fein und balsamisch und enthält ca. 75-90% Monoterpene, weiters Monoterpenole, Sesquiterpene, Sesquiterpenole, Diterpenole, Ester, Furocumarine und Cumarine, außerdem kommen noch Spuren von Ketonen darin vor.
Für ca. 1 kg des ätherischen Öls (man spricht bei Ölen im Fachjargon immer im kg-Maß und nicht von Litern) benötigt man ungefähr 300 kg getrocknete und gereinigte Wurzeln. (Auch für das Öl aus den Samen werden pro kg ätherischen Öls ca. 300 kg Material benötigt.)
Der Name „Angelica archangelica“ bedeutet „Die Erzengelartige“.
Unser ätherisches Öl verwenden wir vor allem wegen seiner aufbauenden, stärkenden Wirkung. Weitere Anwendungsmöglichkeiten finden sich bei Hautreizungen, Schuppenflechte, Hautentzündungen. Und es hilft bei Husten (in Form eines Brustbalsams beispielsweise), gegen Bronchitis, aber es ist auch einsetzbar bei Magenverstimmungen (Reisekrankheit!), Migräne, Rheumatismus und Gicht.

Angelika

Ich schätze auch das Angelika-Hydrolat sehr, das interessanterweise mehr Ketone enthält, als das ätherische Öl. Es wirkt sehr beruhigend bei Stress und verhilft zu einem ruhigen Schlaf, wenn man es beispielsweise als Airspray im Schlafzimmer verwendet.

Therapeutisch werden Präparate aus Engelwurz in der Phytotherapie bei Entzündungen eingesetzt, bei Verdauungsschwäche, aber auch bei psychogenen Bauchschmerzen (beispielsweise durch Heimweh).
Angelika wirkt als „Ginseng des Nordens“. Dort hat man Angelika auch als Gemüse zu sich genommen.

Angelikasamen – und auch die getrocknete Wurzel – verwende ich sehr gerne zum Räuchern. Dabei vereinigt der aufsteigende Rauch das Licht und die Dunkelheit vor allem im Winter, wenn uns das innere Gleichgewicht abhanden gekommen ist.
Angelikasamen

Viele der Doldenblütler, die wir in der Aromatherapie verwenden, haben ähnliche Grundzüge in ihrer Anwendung. Schauen wir uns einmal den

Süßen Fenchel (Foeniculum dulce) an.
Allerdings: hier werden lediglich die Samen destilliert und nicht die Wurzel. Der Duft des ätherischen Öls ist lieblich und süß und erinnert auch ein wenig an Anis. Die Inhaltsstoffe unterscheiden sich von jenen der Angelika, hier liegt der Hauptanteil bei den Ethern (Trans-Anethol bis zu 70%), die Monoterpene sind um vieles geringer vertreten (nur ca. 15-30%), dafür finden sich Aldehyde, Oxide, Monoterpenole und Ketone.
Fenchel ist eine mehrjährige Pflanze und wird 1,5 m bis zu 2 m hoch, mit gelben Blüten. Wurzel fleischig und spindelförmig. Stengel rund, fein gerillt und markig. Die Blattscheiden haben an der Spitze mützenförmige Öhrchen. Blätter drei- bis mehrfach gefiedert. Die Dolden können bis zu 15 cm Durchmesser erreichen (10- bis 20-strahlige Dolden). Blütezeit: im ersten Jahr von Juli bis Oktober, im zweiten Jahr ab Juni.
Die Früchte (bräunlich-grüne Spaltfrüchte, ca. 4 – 10 mm lang, mit braunen Ölstriemen, stark gewölbt) werden nach der Reife im September und Oktober gesammelt. Sie enthalten zwischen 2 und 6% ätherisches Öl.

Fenchel war bereits im Altertum als Heil- und Gewürzpflanze überall bekannt und wird bei Hippokrates und Paracelsus gegen vielerlei Beschwerden empfohlen. Er gilt als uraltes Heilmittel, das Langlebigkeit, Mut und Stärke verleihen soll.

Fenchel hat drei Unterarten:
• Gewürz- oder Arzneifenchel (Foeniculum vulgare var. dulce) – das ist jener, den wir auch in der Aromakultur verwenden,
• Gemüsefenchel (Foeniculum vulgare var. azoricum)
• Bitterfenchel (Foeniculum vulgare var. vulgare) – er ist für Aroma-Arbeit nicht unbedingt gut geeignet.

Unser süßes Fenchelöl wirkt auf den Menstruationszyklus ein, es kann prämenstruelle Probleme lindern, aber auch Wechselbeschwerden werden reduziert. Vorsicht ist in der Schwangerschaft geboten, denn das Öl wirkt milchbildend, was in der ersten Schwangerschaftshälfte als nicht angenehm empfunden wird. Ebenso sollte es aus diesem Grund nicht bei Brustkrebspatientinnen eingesetzt werden.
Seine geburtserleichternde Wirkung ist bei den Hebammen bekannt. Auf die Lunge wirkt es sich positiv aus, sollte man unter Husten oder Bronchitis leiden. Und eine der wichtigsten Anwendungen des ätherischen Öls ist wohl bei Blähungen für eine sanfte Bauchmassage.
Auch Fenchelöl wirkt sich gut auf die Nerven aus. Es kann die Psyche ausgleichen, ermutigt und beruhigt.
Fenchelöl hat antibakterielle Eigenschaften und regt die Durchblutung an.

Fenchel-Hydrolat verwende ich sehr gerne zum Brotbacken. Ich setze damit meinen Sauerteig an. Sie könnten es aber auch beispielsweise für ein Cellulitis-Gel einsetzen (es strafft das Bindegewebe).

Cellulitis-Gel
10 ml Wodka oder kosmetisches Basiswasser (= vergällter Alkohol)
1 Messerspitze Xanthan
40 ml Fenchel-Hydrolat
10 Tropfen Aloe-Vera 10fach-Konzentrat
5 ml D-Panthenol
1 Tropfen Fenchel süß (ätherisches Öl)
6 Tropfen Grapefruit
4 Tropfen Ho-Blatt (alternativ: Linaloe-Holz)
Wodka mit Xanthan vermischen, Aloe-Vera, D-Panthenol und ätherische Öle einrühren, mit Hydrolat aufgießen.

 

 

Aromatherapie, Aromapflege, Aromawellness, Aromamassage – oder was nun?

Aromatherapie, Aromapflege, Aromawellness, Aromamassage – viele Begriffe geistern in unserem Alltag rund um ätherische Öle herum. Alle haben in gewisser Weise ihre Berechtigung, werden aber oftmals nicht richtig eingesetzt… Wir werden oftmals nicht nur mit Düften konfrontiert, sondern auch mit Anwendungen, die möglicherweise von Menschen durchgeführt werden, die dafür gar nicht ausgebildet wurden.
Andererseits: wer umgibt sich nicht gerne mit Wohlgerüchen! Aber nicht alles, was im ersten Moment gut riecht, muss für uns auch wirklich gut sein…

Versuchen wir gemeinsam ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen:
Aromatherapie: das ist genaugenommen – wie schon der zweite Wortteil sagt – eine Therapie. Therapien sollten Ärzten vorbehalten sein. Dennoch schreibt beinah jeder Waschmittelhersteller „Aromatherapie“ auf seine Produkte, wenn sie nur ein wenig „beduftet“ (und das meist mit synthetischen Ölen!) sind. Halten wir also erst mal fest: Aromatherapie ist nur etwas für geschulte Ärzte und Therapeuten.P1080189

Aromapflege: da haben wir es wiederum mit so einem eher weitgesteckten Begriff zu tun. Als Pflege im engeren Sinn ist jene der Gesundheits- und Krankenpflege zu verstehen. Diese wiederum ist dem gehobenen Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege auf der einen Seite (als Verantwortliche für die Pflege im Krankenhaus) und den Pflegehelfern/innen (als teilweise Ausführenden der Pflege im Krankenhaus) zugeordnet. Man kann unter diesem Begriff aber auch die eigene Pflege und die Hauskrankenpflege beispielsweise verstehen…
Im Gesundheits- und Krankenpflegebereich muss daher der oder die verantwortliche DGKS/DGKP eine entsprechende Ausbildung dazu vorweisen können (das ist im GuKG genau geregelt).
Im privaten Bereich angewandte „Aromapflege“ unterliegt diesem Gesetz nicht.

Lavendel

Aromapraxis: dieser Begriff umschreibt wohl alle Tätigkeiten auf dem Gebiet der Anwendung ätherischer Öle, sei es eine beratende Tätigkeit oder auch eine anwendende Tätigkeit.

Aromawellness: wer liebt nicht den Duft ätherischer Öle, wenn sie richtig eingesetzt werden, beispielsweise für eine Raumbeduftung oder eine entspannende Massage. Hier ist der Unterschied vielleicht darin zu sehen, dass es sich um persönliche Wellness handelt, die man erlangen möchte – sei es z.B. durch Eigenanwendungen oder in einer Massagepraxis, wo  mit ätherischen Ölen gearbeitet wird.

 

P1060993Aromamassage: hier scheiden sich die Geister – wo ist eine Aromamassage noch eine energethische Arbeit (da wird man sich wohl besser mit dem Begriff „Aroma-Streichung“ begnügen) oder wo gerät man bereits in den Bereich der Masseure und Physiotherapeuten…

Aromatologie: ach ja – und was ist das wiederum für ein Begriff? Nun die Aromatologie versteht sich als ein gezieltes und auch wissenschaftliches Herangehen an die ätherischen Öle – genaugenommen umfasst sie alle vorher genannten Begriffe in einem.

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Übrigens – nur so am Rande:
Die Arbeit mit ätherischen Ölen gehört – allgemein gesehen (wenn es sich nicht um ärztliche oder pflegerische Tätigkeiten handelt) – in Österreich immer noch zu den „Hilfestellungen für eine körperliche und geistige Ausgeglichenheit“, also zum Energethiker-Gewerbe.

Zumindest Grundkenntnisse über die Anwendungen ätherischer Öle sollte man schon besitzen, wenn man sie für sich verwenden möchte. Die kann man beispielsweise auch in einem VHS-Kurs erlangen. Die Ausbildungen in unserem Institut können selbstverständlich durchaus individuell gestaltet werden!
Unser nächster Ausbildungszyklus startet im kommenden Dezember 2017 in Reichenau an der Rax (NÖ Süd)  – er wird sowohl für DGKS/DGKP als Weiterbildung nach §64 GuKG wie auch zur Erlangung des Diploms „Ärztlich geprüfte/r Aromatologe/in“ geführt. Außerdem findet ab März 2018 der nächste Kurs in Schlierbach (OÖ) statt.
Sollten Sie keine Komplett-Ausbildung besuchen wollen, so gibt es selbstverständlich auch in diesem Kurs die Möglichkeit, Einzelmodule zu buchen.
Anmeldungen und Informationen: Kursausschreibung Reichenau 2017-2018 und Kursausschreibung Schlierbach 2018. Bei zusätzlichen Fragen bitten wir um Ihren Kontakt über unser Formular...

Wir freuen uns über Ihre Anfragen!

 

 

Rosmarin

Auch der Rosmarin hat den Winter gut überstanden, und so kein ärgerer Frost vor der Tür steht, wird er uns auch heuer viele unserer Speisen verfeinern…

Rosmarin (Rosmarinus officinalis L.) hat schon lange Bedeutung als Heil- und Würzpflanze. Seinen nadelförmigen Blättern entströmt ein intensiver, strengwürziger Duft, der beim Kochen noch intensiviert wird, beispielsweise zu Erdäpfelgerichten oder Fisch, aber auch für so manches Gemüsegericht ein Genuss!
Das immergrüne, aromatisch duftende Gewächs ist sehr wärmebedürftig und (leider) auch sehr frostempfindlich. Im Mittelmeerraum kann Rosmarin bis zu 2 Meter hoch werden, in unseren Breiten wird man ihn am besten als Kübelpflanze kultivieren – in der kalten Jahreszeit gut geschützt im Freien bzw. an einem kühlen Platz im Haus kann er schon den Winter überdauern.

Auch der Rosmarin ist ein Lippenblütler (Lamiaceae). Die Pflanze hat kleine zarte Blüten, die zwischen den nadelartigen Blättern hervorlugen. Die Blüten wachsen – ebenso wie die Blätter – direkt am vierkantigen Stängel in kurzen, schraubigen Scheinquirlen. Der Stängel ist flaumig behaart (das sieht man aber nur von der Nähe!). Die Blättchen sind gegenständig, ca. 2-3 cm lang und mit einer dicken Haut versehen. An ihrer Unterseite finden wir eine weiße, zart-filzige Behaarung.(Leider besitze ich kein so tolles Fotoobjektiv, um ein entsprechend gutes Bild davon machen zu können…:-) ). Aber wenn man die Blätter angreift, so spürt man diese Behaarung – sie fühlen sich aber alles in allem aber zäh und ledrig an.
Rosmarin benötigt einen durchlässigen und trockenen Boden. Man sollte aber dennoch auch im Winter darauf achten, dass er genügend Feuchtigkeit erhält. Sonst kann es passieren, dass er im Frühling braun und unscheinbar – vertrocknet! – ist.

Nicht jede Sorte des Rosmarins ist winterhart – ein Anbau in größerem Stil ist nur in warmen Gebieten möglich. Geerntet wird er während oder nach der Blüte für die Destillation.

Rund um das Mittelmeer finden wir mehrere Arten: je nach Lage und Subklima bildet er verschiedene Chemotypen aus. Ebenso wie beim Thymian unterscheiden sich diese Chemotypen des Rosmarins in ihren Inhaltsstoffen teilweise sehr grundlegend. Wir verwenden in der Aromatherapie vor allem drei Typen in Form ätherischer Öle, Rosmarin ct. Cineol, Rosmarin ct. Kampfer und Rosmarin ct. Verbenon.

Der Rosmarin verdankt seinen Namen vermutlich den Römern, die ihn als „ros maris“ (= „Meerestau„) bezeichneten. Sie glaubten, dass der Tau, der sich nachts auf den Pflanzen niederschlägt, den würzigen Duft hervorrufe. Eine andere Ansicht meinte, der Name Rosmarin käme von „Ros“ (rhus) = Bäumchen und „marinus“ = zum Meer gehörend, also „Bäumchen am Meer„, kommen könnte. In manchen Gegenden Europas heißt der Rosmarin auch „Weihrauchwurz“ oder „Kranzenkraut“ (das bezieht sich vermutlich auf die „Jungfernkränze“, die für eine Braut gewunden wurden).

Rosmarin gilt seit Jahrtausenden als starkes Heilmittel, als „magisches Kraut„. In ägyptischen Pharaonengräbern fand man Rosmarinzweige als Grabbeigabe, im antiken Griechenland wurde Rosmarin „Libanotis“ (= Weihrauch) genannt und war dort der Aphrodite, der Göttin der Schönheit und Liebe, geweiht. Man verbrannte seine Zweige anstelle von echtem Weihrauch, der ja nur für die Oberschicht erschwinglich war. Demzufolge galt Rosmarin als „Weihrauch der Armen„.

Ophelia überreicht Hamlet bei Shakespeare unter anderem auch Rosmarin mit den Worten: Da ist Vergißmeinnicht, das ist zum Andenken: Ich bitte euch, liebes Herz, gedenkt meiner! Und da ist Rosmarin, das ist für die Treue…

Interessant ist, dass die Kraft des Rosmarins als Heilpflanze erst relativ spät entdeckt wurde. Man weiß, dass Dioskurides seine wärmende Eigenschaft erwähnt und auch dass eer bei Gelbsucht eingesetzt wurde. Aber das war bereits im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt.

Rosmarin

Benediktinermönche brachten den Rosmarin im Mittelalter gemeinsam mit dem Thymian über die Alpen. Und Karl der Große führt ihn in seinem Capitulare de Villis an. So fand er Eingang in die Klostergärten. Man entdeckte seine desinfizierende Wirkung und räucherte alsbald damit auch die Krankenstuben damit aus. Im Jahr 1348, als die Pest besonders stark wütete, wurde von den Ärzten und Badern Rosmarin eingesetzt, um sich selbst vor Ansteckung zu schützen.

Kurz zu den ätherischen Ölen der wichtigsten Chemotypen:

  • Rosmarinus ct. 1,8-Cineol

Bei diesem Chemotyp liegt die Hauptwirkstoffgruppe bei 1,8-Cineol, einem Oxid, sowie bei Kampfer (Monoterpenketon). Beide Inhaltsstoffe wirken äußerlich angewendet schmerzstillend und hemmen Entzündungsvorgänge, vor allem jene bei rheumatischen Beschwerden. Wegen des Oxidgehalts wird dieser Chemotyp auch gerne zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege eingesetzt. Das Abhusten wird gefördert, der Schleim löst sich besser, die Schleimhäute schwellen ab.
Die Inhaltsstoffe (Mittelwerte):
40 – 50 % Oxide (1,8-Cineol u.a.)
20 – 30 % Monoterpene (Pinen, Limonen, Camphen)
10 – 15 % Monoterpenketone (davon bis zu 12 % Borneon = Kampfer)
4 – 8 % Monoterpenole
4 – 5 % Sesquiterpene
ca. 1 % Ester

  • Rosmarin ct. Kampfer (Borneon)

Dieses kampferartig duftende ätherische Öl stimuliert besonders das zentrale Nervensystem, Herz, Kreislauf und Atmung, wenn es in niedriger Dosierung aufgetragen wird oder in der Duftlampe Verwendung findet.
Verwendet man zu viel davon, so kann der Blutdruck zuerst stark ansteigen und dann überraschend abfallen! Daher bitte achtsam einsetzen!
Die Anwendung hat sich besonders in Kombination mit Lavendel fein bewährt.
Wird es höher dosiert eingesetzt, so ist das Öl vor allem hilfreich bei Gelenksentzündungen und Muskelbeschwerden. Das Muskelgewebe wird entspannt und das Öl wirkt schmerzstillend.
Die Inhaltsstoffe:
ca. 30 % Monoterpenketone (vor allem Borneon)
25 – 40 % Monoterpene (Pinen, Camphen)
15 – 20 % Oxide (v.a. 1,8-Cineol)
5 – 7 % Monoterpenole (Borneol)
ca. 2 % Ester

Dieser Rosmarin ist unbedingt kontraindiziert bei Schwangeren und Kindern, denn der Anteil an Monoterpenketonen ist für diese Menschen zu hoch. Und: bei Bluthochdruck bitte auch nicht als Badezusatz verwenden!

  • Rosmarin ct. Verbenon

Dieser Rosmarin entfaltet seine Wirkung vor allem bei Einreibungen und bei Leberwickeln. In Verbindung mit einer Fastenkur wird die Effektivität eines Leberwickels durch dieses wertvolle Öl gesteigert. Die Gallensekretion der Leberzellen wird angeregt, das ätherische Öl wirkt krampflösend auf die Gallenblase ein. Zusätzlich wird die Darmperistaltik angeregt… Die Störungen, denen Leber und Galle durch Stress, Ernährung und Veranlagung ausgesetzt sind, führen natürlich auch zu seelischen Verstimmungen. Nach der Lehre der TCM ist die Leber „das Haus der Seele“. Und daher ist Rosmarin Verbenon das Mittel der Wahl, wenn es um Folgeerscheinungen nach Leberproblematik geht.
Die Inhaltsstoffe dieses Chemotyps:
45 – 54 % Monoterpene (Pinen, Camphen)
10 – 18 % Monoterpenketone (Verbenon, Borneon)
10 – 15 % Oxide (1,8 Cineol)
10 – 13 % Ester
5 – 10 % Monoterpenole (Borneol)
ca. 1 % Sesquiterpene

Dieser Rosmarin kann auch für Kinder ohne Bedenken eingesetzt werden.

Wollen Sie mehr über die Lippenblütler wissen? Lesen Sie bitte auch meine Artikel über die Zitronenmelisse und den Thymian. Auch über den Lavendel finden Sie schon einiges auf meinem Blog. In Kürze gibt es noch weitere Steckbriefe…
Ein ausführliches Fortbildungsseminar zum Thema ist in Vorbereitung… Infos dazu erhalten Sie gerne, wenn Sie mir eine kurze Mitteilung über unser Kontaktformular zukommen lassen.

 

 

 

 

 

 

 


Zitronenmelisse, Rosmarin und andere Lippenblütler

Es ist schon so warm, obwohl es doch erst Februar ist, dass bereits die ersten Blättchen der Zitronenmelisse aus dem Boden lugen, der Rosmarin sich seines Lebens freut und auch so manch anderer Lippenblütler erste Lebenszeichen von sich gibt.
Zeit also, sich einmal mit der Überlebenskraft dieser Pflanzengruppe zu beschäftigen…

Die Zitronenmelisse mit ihrem wohlschmeckenden Blattwerk dient ja nicht nur zum Verfeinern von Speisen, sie schenkt uns auch ein hochwirksames ätherisches Öl und ein – meiner Meinung nach sogar noch besser einsetzbares Hydrolat.

Schauen wir uns einmal den Steckbrief der Melissa officinalis L. an:
Lippenblütler (Familie Lamiaceae), ursprüngliche Herkunft Orient, später auch aus der Mittelmeerregion, Wuchshöhe zwischen 30 – 80 cm, kurze Bodenausläufer (das bedeutet, dass man sie im Kräuterbeet gut im Zaum halten muss, weil sie sich über diese Ausläufer gerne rasch vermehrt), ausdauernd. Ihre Blättchen haben einen würzig-zitronigen Duft. Blüten: weiß bis bläulich-weiß. Blütezeit zwischen Juli und August. Sehr wärmebedürftig (und darum umso erstaunlicher, dass die Blättchen bereits jetzt aus dem Boden herausklettern).
Das Kraut der Melisse enthält vor allem Rosmarinsäure (ein Labiatengerbstoff), aber auch Kaffeesäure und Chlorogensäure, ätherisches Öl (leider sehr wenig!), Bitterstoffe, Schleimstoffe, Glykoside, Saponine und Vitamin C.

Das ätherische Öl der Melisse schwankt in seiner Zusammensetzung – abhängig von Witterung und Erntezeitpunkt, aber auch von der jeweiligen Bodenqualität. Die durchschnittlichen Werte zu den Inhaltsstoffen sind: 40 – 70 % Citral (das ist ein „Gemisch“ aus Geranial und Neral, chemisch ein Aldehyd), ca. 1 – 20 % Citronellal (Aldehyd), ca. 5 – 15 % β-Caryophyllen (Sesquiterpen), Linalool, Geraniol (beides Monoterpenole), Thymol u.a.m.

Das Melissen-Hydrolat enthält Aldehyde, Ketone und sollte einen pH-Wert zwischen 4,8 – 5,22 aufweisen.

Schon bei Pedanios Dioskurides (40-80 n.Chr.) wird die Pflanze erwähnt: „Melissophyllon“ („Bienenblatt„) nennt er sie und beschreibt sie als gutes Mittel zur Förderung der Menstruation. Empfohlen wird sie hier als Zusatz zum Sitzbad. Außerdem wurde der Melissentee als Mundspülwasser bei Zahnschmerzen verwendet. Auch Melissensaft mit Honig vermischt verwendete man damals bereits.
Im Mittelalter war sie als „Herzenströster“ bekannt, im „Hortus sanitatis“ („Gart der Gesundheit„) aus dem Jahr 1485 wurde sie besonders als „Frauenmittel“ hervorgehoben.

Melisse

Auch heute noch hat die Melisse einen guten Ruf als Hilfe bei starken Gefühlsschwankungen und Alpträumen. Die nervenberuhigende Wirkung des ätherischen Öls ist wissenschaftlich anerkannt, besonders bei Menschen, die unter Stress und Schlaflosigkeit leiden, finden in der Melisse eine wertvolle Hilfe und Unterstützung.

Ich habe wohl selten ein so hilfreiches Hydrolat in Händen gehalten, wie das Melissen-Hydrolat. Man benötigt unglaubliche Mengen der Zitronenmelisse, um zumindest 1 ml ätherischen Öls zu erhalten. Aber es reicht auch schon eine kleine Menge an Pflanzenmaterial, wenn wir selbst destillieren, um das Hydrolat zu erhalten.

Wieviel Melisse man benötigt, damit sich das Ergebnis für die ätherisch-Öl-Produktion wirklich lohnt, haben meine KursteilnehmerInnen und ich bereits mehrmals miterleben können: eine der wenigen Destillen im mitteleuropäischen Raum ist in Rottal in Bayern zu Hause. Hier werden kleine, feine Chargen ätherischen Öls von heimischen Pflanzen gewonnen. Unter anderem auch Melisse, die zwei- oder mehrmals im Jahr geerntet werden kann. Je nach vorangegangener Witterung enthält das Öl (und damit natürlich auch das Hydrolat) etwas unterschiedliche Wirkstoffe, allen ist aber eine tolle Pflegewirksamkeit gemeinsam. Melisse sollte sofort nach der Ernte verarbeitet werden.

Unser Hydrolat eignet sich wohl am besten zur Behandlung von Lippenherpes-Bläschen (Herpes labiales), wie ich aus meiner eigenen Familie zu berichten weiß: mein Schwager leidet immer wieder unter Fieberblasen-Attacken, die er normalerweise mit schwerem Medikamenten-Geschütz zu bekämpfen versuchte. Nun – eines Tages war es wieder einmal so weit, aber keine Salbe oder Creme, die von Nutzen sein konnte, war in Sicht. „Hast was für mich?“ war seine Frage an meine Nichte Uschi. Und die – eine ausgebildete ärztlich geprüfte Aromatologin – drückte ihm ein Fläschchen Melissenhydrolat in die Hand mit der Anweisung, das Pflanzenwasser mehrmals täglich aufzutupfen. „Geh, und das soll helfen?“ „Ja, wirst es ja sehen…“ Und – es half! Seither verwendet er nichts anderes mehr gegen seine Fieberblasen…

Wo kann man das Melissenhydrolat aber noch anwenden: grundsätzlich ist es hervorragend für die Gesichtspflege geeignet. Es kann bei Augenbindehautentzündung helfen, beim wunden Baby-Po, bei müden schweren Beinen, es ist geeignet zur Heuschnupfenprophylaxe, macht der Schwangerschaftsübelkeit rasch ein Ende, hilft gegen Unruhe,  kann bei ADHS eingesetzt werden, reduziert aber z.B. auch Streß.

Als Hilfe bei empfindlicher, trockener, gestreßter und entzündeter Haut kann es gute Dienste leisten (Gesichtswasser z.B.).
Ich verwende es gerne auch als Badezusatz für mein Entspannungsbad. Es wirkt jedenfalls sehr beruhigend (also bitte abends einsetzen!). Besonders gerne mag ich es, seit ich in der Menopause bin, weil es wirklich harmonisierend wirkt. Hier könnte man es auch sogar – bitte in verdünnter Form – als eine Art „Schlummertropfen“ zu sich nehmen. Eingenommen kann es auch entzündliche Darmerkrankungen und Magenkrämpfe lindern. Aber bitte: machen Sie das nur nach Rücksprache mit Ihrem Arzt!

BohnenkrautSie wollen mehr über den Rosmarin, das Bohnenkraut, den Ysop und andere Lippenblütler lernen? In unseren Kursen erfahren Sie alles Wissenswerte darüber! Aber lesen Sie bitte auch meine Artikel über den Thymian oder jenen über den Rosmarin und seine Chemotypen hier auf dem Blog…

Winterwetter und ätherische Öle?

Der Winter hat es heuer wohl in sich: Sonne, Schnee, Regen…Chaos auf den Strassen – was das mit ätherischen Ölen zu tun hat? Nun: einerseits versuchen wir, unsere Haut ja auf natürliche Weise zu pflegen, und das hat selbstverständlich auch mit der Witterung zu tun: wir wechseln permanent zwischen trockener Heizungsluft in unseren Wohnräumen und im Büro und zwischen kalter Winterluft, die durch den zeitweiligen Wind oftmals auch recht unangenehm werden kann. Und dann kommt noch die Sonne dazu, die gerade jetzt im Februar bereits damit beginnt, erhöhte UV-Strahlung an uns zu senden…

Wie ist das eigentlich mit der UV-Strahlung? Ich werde immer wieder gefragt, was es damit wirklich auf sich hat… Hier nur ein kleiner Exkurs, wie die verschiedenen Arten der UV-Strahlung definiert werden:

Eine grundlegende Erkenntnis ist, dass UV-Strahlung nicht zwangsläufig schädlich für uns und unsere Haut sein muss. Mit der Hilfe der UV-Strahlen entstehen Provitamine in der Oberhaut. Sie wandern erst mal zur Leber und anschließend zu den Nieren. Dort entwickelt sich daraus das Vitamin D – „Vitamin D“ ist eigentlich ein irreführender Begriff, denn wenn man’s genau nimmt, handelt es sich dabei um ein Hormon (Calciferol und seine Derivate), und es ist fettlöslich… Wir benötigen es für den Knochenbau, es ist wichtig für unsere Muskulatur und außerdem für unser Immunsystem. Vitamin D hilft aber auch dabei, das Kalzium aus der Nahrung durch die Darmwand ins Blut zu transportieren. Ohne ausreichende Kalzium-Versorgung unseres Körpers gibt es kein reibungsloses Funktionieren von Muskeln und Nerven.

In der medizinischen Therapie werden UV-Strahlen heute oftmals eingesetzt, um Psoriasis und Neurodermitis zu behandeln. In Form der Lichttherapie sind sie uns Hilfe bei Winterdepression.

Was schädigt aber jetzt unsere Haut wirklich und in welchem Ausmaß?

Die meisten Hautschädigungen erleiden wir durch UVA- und UVB-Strahlen: Sonnenallergien beispielsweise, die eine Hautreaktion mit Rötung, Juckreiz und Bläschenbildung darstellen, Mallorca-Akne (mit ihren Pusteln). Auch unsere Augen können durch UV-Strahlung Schäden erleiden (Trübung der Augenlinse, Bindehautentzündung, etc.). Das Spektrum des Sonnenlichtes ist sehr breit, nur ein vergleichsweise kleiner Teil davon ist für das menschliche Auge wirklich sichtbar: oberhalb der Wellenlänge von 780 Nanometern (nm) beginnt die Infrarot-Strahlung (auch Wärmestrahlung genannt), unterhalb von 400 nm liegt die UV-Strahlung. Sie grenzt direkt an die ionisierende Strahlung – das ist beispielsweise die Röntgenstrahlung.

Man unterteilt die UV-Strahlung also wie folgt:
UV-C-Strahlung befindet sich im Bereich von 100 bis 280 nm
UV-B Strahlung findet man zwischen 280 -320 nm
UV-A Strahlung von 320 – 400 nm
Je kürzer die Wellenlänge ist, umso energiereicher die Strahlung und umso höher die biologische Wirksamkeit.
Mit anderen Worten: UV-A-Strahlen werden durch das stratosphärisch und troposphärisch vorkommende Ozon nur sehr wenig abgeschwächt. Diese Strahlen können die Haut nur kurzfristig bräunen, sie schädigen unsere Haut nicht sofort sondern eher langfristig. Sozusagen in Form von „Zeitbomben“. Sie können DNA-Schäden erzeugen, verändern die Moleküle der Zellstrukturen und schwächen sie auf diese Weise.

UV-B-Strahlen – energiereich und kurzwellig – können die oberste Hautschicht durchdringen und sind damit auch die eigentlichen Schuldigen am Sonnenbrand. Sie können auch Hautkrebs begünstigen. Im Gebirge (und damit sind wir beim Winter und dem Wintersport angelangt) ist ihr Anteil im Sonnenlicht meist viel höher als im Flachland… (Abhängig ist der UV-B-Anteil übrigens auch vom Ozongehalt der Luft und von der Bewölkung.) Natürlich: diese Strahlen bräunen unsere Haut (wer möchte nicht gesunde Bräune vorweisen nach einem Urlaub?), aber ist der Sonnenbrand einmal da, so ist die Haut bereits nachhaltig geschädigt.

Und jetzt kommen wir zur schädlichsten Form der Strahlung, der UV-C-Strahlung, die die meiste Energie besitzt: nur eine intakte Ozonschichte könnte uns vor dieser Strahlung schützen… KEIN Sonnenschutzpräparat ist dazu in der Lage!

Wenn wir uns also für eine naturkosmetische Variante der Hautpflege im Winter entscheiden, sollten wir wissen, dass auch ein hoher Lichtschutzfaktor kein Garant für echten Schutz darstellt. Es ist also zumeist gar nicht nötig, sich ein Sonnenschutzmittel mit Sunblocker ins Gesicht zu schmieren. Der Sunblocker verhindert nämlich auch die Synthese von Vitamin D in der Haut – und das wiederum benötigen wir, um unseren Kalzium-Haushalt aktiv zu erhalten – und Kalzium… siehe oben.
Künstliche UV-Filter können im übrigen auch Allergien begünstigen…

Also: was tun?

Mein Tipp lautet: zuerst einmal die Haut von innen heraus durch gesunde Nahrung stärken. Viel Obst, Gemüse, wenig Alkohol, keine Zigaretten… das wär mal ein Beginn. Und dann die richtige Auswahl der Produkte für die Hautpflege: native fette Pflanzenöle (gut geeignet ist Mandelöl, Jojobaöl, Macadamianussöl) als Basis für unsere Hautcreme, ein gutes Hydrolat als Wasserphase (beispielsweise Lavendelhydrolat, Rosenhydrolat etc.), Sheabutter beispielsweise für das „Cremigrühren“ und wenige ätherische Öle, dafür von ausgezeichneter Qualität. Bei der Auswahl der ätherischen Öle unbedingt darauf achten, ob sie als photosensitivierend oder gar phototoxisch beschrieben sind – in diesem Fall sicherheitshalber darauf verzichten oder – wenn man unbedingt den Duft haben möchte – nur in kleinsten Dosen einsetzen. In der Gesamtmischung empfiehlt sich, nur maximal 1% Anteil an ätherischen Ölen zu verwenden. Dann sollte eigentlich nichts schief gehen und einem schönen Wintertag (egal, wie es draußen ist), steht nichts mehr entgegen.

 

Weiterführende Infos zur Sonnenstrahlung unter www.haut.de.

 

 

 

 

 

Eukalyptus oder Thymian?

Eukalyptus oder Thymian? – Diese Frage stellt sich ja immer, wenn es um Mischungen ätherischer Öle in der Winterzeit geht. Für wen ist Eukalyptus gut geeignet oder besser gar nicht?

In meinem Artikel in der Zeitschrift GARTEN + HAUS 1/2-2014 gehe ich dieser Frage nach. Den Artikel können Sie auch hier nachlesen (Veröffentlichung mit Genehmigung des Verlags):

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Pflanzen, Elemente und ätherische Öle

Ich beschäftige mich nun bereits seit gut 30 Jahren mit ätherischen Ölen, aber auch mit Pflanzen und – seit einigen Jahren nun auch mit den Elementen, die man den Pflanzen zuordnen kann.

Erde, Feuer, Wasser, Luft – jeder von uns ist mit diesen Elementen vertraut, jeder kennt die Namen der Elemente, und jeder von Ihnen könnte mir auf der Stelle ohne viel darüber nachdenken zu müssen, einige Eigenschaften dazu nennen. Ist es nicht so? In China verwendet man fünf Elemente (Erde, Wasser, Holz, Feuer und Metall) und auch zu diesen würden Ihnen sicherlich sofort einige Entsprechungen einfallen, ich bin mir sicher!

Aber haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht, was die vier Elemente mit unseren Pflanzen zu tun haben könnten? In den letzten Jahren ist diese Frage immer wieder in meiner Welt aufgetaucht.

Was wollen mir die Pflanzen sagen? Diese Frage stellte ich mir, als ich mich mit der traditionellen Signaturenlehre zu beschäftigen begann. Dazu kam die Frage, warum Pflanzen zumeist nach den Planetensignaturen geordnet werden, nach ihrer Farbe, nach dem Geruch. Warum also nicht eigentlich auch nach den vier Elementen?

Meine Neugierde erwuchs: Wer waren eigentlich die ersten, die mit den Elementen „tanzten“? Bei der Beantwortung dieser Frage kam ich zuerst auf die alt-griechischen Philosophen. Der erste, der mir dazu auffiel, war Empedokles von Akragas (das ist das heutige Agrigent auf Sizilien). Seine Lehre besagte, dass die Elemente Feuer, Wasser und Luft vom vierten Element, der Erde, getragen werden. Dazu muss man sich vergegenwärtigen, dass Empedokles vermutlich von 495 bis 435 v. Chr. lebte, als man sich die Erde noch als eine Scheibe vorstellte… Nach seiner Meinung konnte man nur heilen, wenn man die Natur der Dinge erkennen und verstehen könnte. Interessant, dass wir heute wieder an diesem Punkt angelangt sind…

Platon, Aristoteles, Hippokrates, Dioskurides, Galenus – sie sind nur eine kleine Auswahl an Philosophen und Ärzten, die sich auf die Meinung von Empedokles stützten. Auf diese Ansätze bin ich dann zurückgegangen und habe versucht, einige Pflanzen einzuordnen. Einerseits nach der traditionellen Signaturenlehre, dann nach den vier Elementen, aber letztlich auch nach dem Prinzip von Yin und Yang.

Hier finden Sie einige Gedanken zum Element Erde:
Wo wachsen Erdpflanzen, in oder auf der Erde? Sind die Wurzeln der Pflanzen nicht alle in der Erde und müssen sie da nicht sowieso Erdpflanzen sein? So oder so ähnlich lauten oftmals die Fragen der Kinder, versucht man, ihnen die Elemente an Hand einer Pflanze zu erklären.
Natürlich, der Wuchs der Erdpflanzen ist oftmals niedrig und geduckt, sie haben zumeist festes Wurzelwerk, eine gute Verankerung, ausdauerndes Wachstum. Zurückhaltende Pflanzen, in vielen Fällen mit dunklem Laub. Kriechende Pflanzen, solche, die einen trockenen Standort bevorzugen, oder jene, die sehr alt werden können. Kieselsäure, Gerbstoffe, wenige oder sogar gar keine Blüten.
Bezug oftmals zur Lunge.

Mein liebstes Beispiel zu einer typischen „Erdpflanze“ ist die Silberdistel.

Silberdistel – Erdenmutter
Carlina acaulis 
Haben Sie schon einmal den Körbchen-Boden einer Silberdistel gegessen? Man nennt die Silberdistel auch „Jägerbrot“ und als Kinder haben wir, bewaffnet mit unseren kleinen Taschenmessern, hin und wieder ein Stückchen davon gegessen. Dazu muss man allerdings die Stacheln, die Zungen- und die Röhrenblüten entfernen (sehr mühsam!) und dann kann man den Blütenboden essen. Schmeckt übrigens zart nussig, gar nicht schlecht! Probieren Sie es doch einmal aus!

Die Silberdistel ist zumeist stängellos, manchmal hat sie einen kurzen Stängel dran. Aber sie besitzt eine sehr lange Pfahlwurzel, der sehr tief in die Erde reicht und die mehrjährige Pflanze gut verankert. Die Laubblätter der Silberdistel sind stachelig, also Vorsicht beim Ernten! Sie bilden eine Rosette und werden maximal bis zu acht Zentimetern breit. Spinnen lieben übrigens die Blattunterseite…Die vermeintlichen Zungenblüten sind bei der Silberdistel eigentlich Hüllblätter, die übrigens die UV-Strahlung reflektieren können. Das Körbchen kann bis zu 12 cm Durchmesser erreichen.

Silberdisteln gehören zu den Asteraceae, also zu den Korbblütlern. Sie gedeiht zumeist auf Kuhweiden und Almen, bis zu einer Höhenlage von etwa 2800 m. Sie liebt es warm und vor allem kalkreich. Die Silberdistel blüht von Juli bis September.

Besonders in der Pfahlwurzel befinden sich die ätherischen Öle der Silberdistel. Sie schmeckt sehr scharf und bitter. Aber der aromatische Duft! Leider enthält das ätherische Öl den Giftstoff Carlinaoxyd. Der ist zwar antibakteriell, aber trotzdem…

In der Volksheilkunde wird die Wurzel als Tee bei Gastritis, Erkältungen, fiebrigen Erkrankungen heute noch verwendet. Außerdem dient der Tee zu Waschungen. Er hilft jedenfalls bei Wunden und Geschwüren, so sagt man. Man erntet die Wurzel den ganzen Sommer über, von April bis in den Oktober hinein.

Silberdistel-Tee:
Dazu benötigen Sie ca. 30 g Silberdistelwurzel (Apotheke), ½ Liter Wasser. Legen Sie die geschnittene Wurzel für 6 Stunden ins Wasser, danach kurz aufkochen und abseihen.

Was den Namen „Carlina“ betrifft, so gibt es eine Sage, die den Bezug zu Karl dem Großen herstellt. Angeblich ist ihm im Traum ein Engel erschienen, der dem Kaiser die Silberdistel als Heilmittel gegen die Pest gezeigt hat. So konnte er sein Heer vor der Erkrankung bewahren.

Die Silberdistel wird aber auch z.B. Eberwurz genannt, weil sie gegen Schweinekrankheiten eingesetzt wurde. Jägerbrot, Wiesenkas, Wilde Artischocke, Barometerdistel und Wetterdistel sind nur einige der volkstümlichen Namen für diese schöne, stachelige Pflanze.
Und ein Wetteranzeiger ist sie wirklich: kommt schlechtes Wetter (Regen), dann schließt sie ihr Körbchen. Probieren Sie es einmal aus: hauchen Sie die Blüte so um die zehnmal an (damit erhöhen Sie die Luftfeuchtigkeit), sie werden sehen, wie sich die Hüllblätter aufzurichten beginnen.

Die Silberdistel gilt schon sehr lange als Heilpflanze. In den mittelalterlichen Kräuterbüchern wird sie überall erwähnt, auch mit Hinweisen auf Dioskurides, der ebenfalls schon ihre Heilwirkung gerühmt hat. Viele schrieben ihr auch magische Kräfte zu. Diese magischen Kräfte sollten dabei helfen, Krankheit vom Vieh abzuwenden (dazu wurde sie an Stalltüren und Futtertröge genagelt). Sie sollte als Amulett getragen Kraft und Stärke verleihen. Alleine schon eine Silberdistel zu berühren, sollte Schmerzen lindern und Gesundheit bringen.

Bei Leonhart Fuchs habe ich zur „Eberwurtzen“ u. a. folgendes gefunden: „Dise wurtzel in essig gesotten / unn sich darmit gewäschen / vertreibt die rauden / grind und flechten. Im mund gehalten / lindert sie den schmertzen der zän.

Bauern verwenden die zu Pulver vermahlene Silberdistel-Wurzel zum Mästen ihrer Schafe, Kühe und Schweine, denn das Pulver ist appetitanregend.

Auch eine Silberdisteltinktur kann bei Problemen mit Magen, Nerven, Erkältungen hilfreich sein, man nimmt davon bis zu 15 Tropfen zweimal täglich. Sie ist antibiotisch und krampflösend. Bei ernsthaften Beschwerden sollte aber dennoch Ihr Weg zuerst zum Arzt führen – auch diese hier angeführten Hausmittel sind lediglich als Unterstützung für eine entsprechende Behandlung durch Arzt oder Therapeut gedacht.

Hildegardwein mit Silberdistel:
50 g Silberdistelwurzel wird für 12 – 14 Tage in ein Glas mit 1 Liter trockenem Weißwein eingelegt. Dieser Wein hält sich nicht sehr lange und sollte – bei Magenbeschwerden – immer vor den Mahlzeiten eingenommen werden (bitte nur ein kleines Glas!).

Silberdisteln kann man aber auch als Gemüse essen. Dazu wird sie gekocht und schmeckt dann wie Artischocken.

Von ihrer Blütenfarbe her ist die Silberdistel dem Saturn zugeordnet, das „Silber des Alters und der Weisheit“.
Von ihrer Wuchsform und ihrem Standort aus betrachtet, ist sie für mich die Erdenmutter – eine typische Vertreterin des Erd-Elements.

Suchen wir einen typischen Vertreter des Erd-Elements bei den ätherischen Ölen, so kommen wir am Vetiver-Öl nicht vorbei.
Vetiver, dieser dunkle Duft, der uns so gut stabilisieren kann und uns aus der Kraft seiner Wurzeln zu verankern weiß…

Vetiver-Öl wird aus den Wurzeln von Vetivera zizanoides L. gewonnen. Wir haben es hier mit einem exotischen Gras zu tun, das dank seiner extrem ausgeprägten Wurzeln in der Lage ist, den Boden vor Erosion zu schützen. Diese Wurzeln reichen stellenweise bis zwei Meter unter die Erdoberfläche und können armdick werden. Für das ätherische Öl werden diese Wurzeln destilliert. Würde es bereits möglich sein, Düfte übers Internet zu verschicken, so würde ich Ihnen jetzt folgende Mischung übermitteln:

Stabilisierung und Gelassenheit im Herbst:
1 Tropfen Vetiver
3 Tropfen Rose bulgarisch (in Jojoba oder Alkohol)
5 Tropfen Grapefruit complet
von dieser Mischung jeweils 2 – 3 Tropfen in Ihre Duftlampe oder Ihren Diffuser
Probieren Sie’s! Es tut wirklich gut!

Lesen Sie mehr zum Thema „Pflanzen und Elemente“ in meinem gleichnamigen Buch, das im Juni 2013 im Freya-Verlag erschienen ist…

 

 

 

Sizilien oder Der geheime Garten – Teil 1

Geheimer Garten

 

Sizilien ist der geheime Garten Europas. Vor wenigen Tagen erst sind mein Mann und ich aus diesem schönen Teil der Erde wieder zurück ins nebelverhangene Niederösterreich gekommen. Waren Sie schon mal in Sizilien? Jetzt, im Oktober, ist es dort noch recht warm und angenehm (lt. Wetterinfo gibt es dort im Oktober durchschnittlich nur 8 Regentage, einen davon hatten wir…).

Sizilien

Die Insel besticht einerseits durch ihre Kargheit, andererseits aber durch die üppigen Zitronen- und Orangenplantagen und nicht zu vergessen, durch ihre wunderschönen Städte mit einer unglaublichen Anzahl an sehenswerten Baudenkmälern.

Warum ich an dieser Stelle darüber schreibe, hat aber vor allem auch mit dem unglaublichen Duft zu tun, der in der Luft hängt, und der für eine aromabegeisterte Seele ein wahres Labsal ist. Jetzt blühen dort nicht nur die Zitrusfrüchte, sondern auch eine Vielzahl an Kräutern, allen voran der Rosmarin. Die Myrte trägt bereits ihre Früchte, aus denen übrigens ein köstlicher Aperitif – der Myrto – hergestellt wird. Und der Jasmin duftet – es ist unbeschreiblich!

Jasmin

Und weil ich schon bei der Blumenpracht und der Synfonie der Düfte bin: es gibt ein ganz spezielles Eau de Toilette in Sizilien, das ganz spezielle „Zagara di Sicilia“. Zagara wird hergestellt aus Bitterorange in allen Varianten: mit dem ätherischen Öl der Schale, mit dem der Blüten und dem Petit Grain der Bitterorange. Einfach köstlich. Schade, dass es noch keine Duftübermittlung per Internet gibt, ich hätte Ihnen sonst gerne einen Hauch davon überlassen!

Ach ja, und noch etwas gibt es, das ganz speziell für Sizilien steht: die Vielfalt des Mandelgebäcks. Marzipan wird hier „überbacken“ (man sagt mit mindestens 200°C) – es schmeckt sündhaft köstlich!

Marzipan

MandorleDoch es gibt nicht nur für die Nase und für den Bauch Gutes, sondern auch fürs Auge.
In Sizilien findet man an beinah jeder Ecke Baudenkmäler mit Besonderheiten: entweder haben wir es mit normannischen Burgen zu tun, mit römischen Villen, mit wunderbaren Barock-Palästen oder mit falschen antiken griechischen Tempeln… es ist für alle etwas dabei.

Catania - Normannenburg

Man sollte vielleicht nicht gerade mit einer Gruppenreise unterwegs sein, denn dann hat man viel zu wenig Zeit, all die Schönheit zu bewundern und zu genießen…

Lesen Sie bitte weiter im 2. Teil: Sizilien und seine Blütenpracht

…und wenn Sie noch mehr wissen wollen, hier eine gute und informative Seite zur Insel: http://www.walksicily.de.

Angelika-Wurzel

Herbstzeit ist auch Wurzelzeit – die Angelika-Wurzel ist wohl eine der wichtigsten Wurzeln der Aromatherapie/Aromapflege/Aromawellness. Und davon nicht nur das ätherische Öl!

Angelica archangelica L. – so die botanische Bezeichnung – gehört zu den Doldenblütlern (Apiaceae oder auch Umbelliferae).
Die Pflanze ist nicht ohne – seit vielen Jahrhunderten wird die Wurzel dieses mächtigen Gewächses (sie kann bis zu 2 m hoch werden) zu Kräuter-Likören verarbeitet.
Angelika wächst gerne wild an Bach- und Flußufern. Die Wurzelstöcke mitsamt den Nebenwurzeln werden im September und Oktober gesammelt. Neben ätherischen Ölen enthalten sie auch Gerb- und Bitterstoffe (was wiederum die Likör-Hersteller interessiert).

Die „Erzengelhafte“ ist eine mehrjährige Pflanze, großwüchsig, behaart, hat farnartige Blätter und weiße Blütendolden. In ihrem Stamm findet sich ein gelblich-weißer Milchsaft. Dieser Stamm (von Stengel kann man hier kaum mehr reden!) ist fein gerillt, manchmal rotbraun angelaufen und röhrenförmig mit Mark.
Die Laubblätter sind im Bodenbereich oft bis zu 90 cm lang, die oberen Blätter sitzen auf sehr großen, sackartig aufgeblasenen Scheiden. Diese Laubblätter sind zwei- bis dreifach gefiedert und auf ihrer Unterseite blaugrün. Die Dolden sind halbkugelig, die grünlich-weißen Blüten duften stark aromatisch. Die Früchte der Angelika können ebenfalls destilliert werden, sie sind ca. 5-8 mm lang und vom Rücken her zusammengedrückt (siehe Bild unten). Angelika blüht vom Frühsommer an bis etwa Anfang August. Man findet sie – vor allem die etwas kleinwüchsigere Wald-Engelwurz – auch in unseren Breiten, dort, wo es etwas feuchter ist: sie wächst gerne an Bach- und Flußufern oder an feuchten Stellen im lichten Wald oder am Rand von Waldwegen.

Angelika

Die Signatur der Angelika ist luftig und nach oben hin ausgerichtet – merkurisch durch diese Luftigkeit, wegen des starken und aufrechten Stängels mit einem Bezug zum Jupiter (aber auch wegen ihrer leichten Bitterkeit), ein wenig von der Sonnensignatur findet sich in ihrem aromatisch-würzigen Duft. Durch die starke Wurzel ist die Pflanze gut geerdet.

Geschichtlich gesehen wurde die Pflanze eher in den nord-europäischen Ländern genutzt. Interessant ist, daß bei den Grönländern noch heute aus Stengel, Blattstielen und Wurzeln der Angelika Gemüsegerichte gekocht werden. In Österreich und Mitteldeutschland wurde sie vor allem in den Zeiten der Pest von den Ärzten als Gegengift und Schutzpflanze verwendet (Paracelsus: „Angelicasaft ist die höchste Arznei gegen innere Infektionen“)[1]. In der Volksmedizin wird Engelwurz (die Wurzel!) als schweißtreibendes, magenstärkendes, aber auch katarrh- und krampfwidriges Mittel verwendet. (Lt. Pfarrer Künzle ist die Angelika ein Antidot gegen giftige Pflanzen und jedes Gift und er empfiehlt es vor allem bei „zähem, verhocktem Schleim“).[2]  
Kennt man die Doldenblütler nicht gut auseinander, sollte man vom Selbersammeln Abstand nehmen. Die Angelika kann nämlich mit einer ausgesprochen giftigen Pflanze, dem Bärenklau, verwechselt werden.

Im Rottal, in Bayern, habe ich das erste Mal eine über zwei Meter hohe Angelika-Pflanze gesehen (sie ist übrigens oben abgebildet). Eigentlich nicht nur eine – ein ganzes Feld voll davon. Ich kam mir wie in einem Jungwald vor, aber in einem, wo man sich vor der Berührung mit den Pflanzen hüten sollte. Denn die Angelika kann in Kombination mit Sonneneinstrahlung stark photosensitivierende Wirkung auf die bloße Haut ausüben. Das kann dann bis zu richtigen Verbrennungen gehen. Also bitte auch Vorsicht, wenn Sie selber sammeln wollen!

Vor der Wasserdampfdestillation müssen die gereinigten Wurzeln (gut abbürsten, eventuell abwaschen) übertrocknet werden. Dann werden sie kleingeschnitten und in den Destillationskorb gelegt. Der Ertrag an ätherischem Öl ist minimal. Aber der Duft des Hydrolats ist interessant! Anfangs hat man den hintergründigen Eindruck nach schmutzigen Socken, aber dann: Leicht erdig, krautig, würzig, so würde ich ihn beschreiben, vielleicht auch leicht fruchtig. Destilliert man die Früchte, so ist der Duft eher aufsteigend-hell, fast ein wenig „spitz“.

Für alle, die selber ein Angelikawurzel-Hydrolat herstellen wollen: geht trotzdem, man bekommt Angelikawurzel als Tee-Droge in der Apotheke. Zwar in getrocknetem Zustand, aber immer noch mit ausreichend ätherischen Ölen und Wirkstoffen für die Herstellung eines Hydrolats versehen.

 Angelikasamen

Der pH-Wert des Hydrolats sollte etwa zwischen 3,8 und 4,5 liegen, das Blütenwasser der Angelika hat einen etwas höheren pH-Wert, zwischen 5,38 und 5,47 habe ich bei einem französischen (gekauften) gemessen.  Das Angelika-Hydrolat enthält vor allem ca. 20% Ketone, die analgetisch, auswurffördernd, antiviral und entzündungshemmend wirken. Außerdem finden sich darin ca. 54% Alkohole mit anti-infektiöser, antiviraler und stimulierender Wirkung. Der Geruch ist ein wenig krautig – gleich nach der Destillation unangenehm stechend, er wird aber im Laufe der Ruhezeit runder.
Angelika-Hydrolat ist empfehlenswert zur Beruhigung bei Streß (Suzanne Catty, 2001), aber vor allem auch in Zeiten der Erkältung. Hier kann es z.B. bei Bronchitis in einem Balsam (Rezept im Anhang) verwendet werden. Es wirkt leicht erwärmend.  Betrachtet man Angelika-Hydrolat von energetischer Seite, so stellt es eine Verbindung zwischen Himmel und Erde dar, es verbindet unsere Chakren und wirkt erdend.

Hat man das Bedürfnis nach innerer Harmonie, so kann man sich mit Angelika-Hydrolat gut helfen. In diesem Fall empfiehlt sich die Anwendung in Form eines Airsprays.

Das ätherische Öl der Angelika-Wurzel enthält vor allem ca. 75 – 90% Monoterpene (die wichtigsten davon: alpha- und beta-Pinen), Monoterpenole, Sesquiterpene, Sesquiterpenole, Diterpenole, ca. 2% Ester, Cumarine und ca. 2% Furocumarine (Angelicin), außerdem Spuren von Ketonen.

Neben dem ätherischen Öl aus der Wurzel gibt es auch ein Samenöl, das eine annähernd gleiche Wirkung wie das Wurzelöl besitzt. Dieses Samenöl eignet sich besonders für Kinder und ältere Menschen.

Verwenden Sie das ätherische Öl bitte immer sparsam! Die Wirkung auf das vegetative Nervensystem ist großartig: wir verwenden es gegen Übelkeit (1 Tropfen zwischen den Handflächen verreiben und einatmen), in der Duftlampe verhilft es in einer Mischung (gemeinsam beispielsweise mit Orange oder Blutorange) zu besserem Schlaf. Aber es hilft erfahrungsgemäß in einer Einreibung oder in Form eines Ölwickels bei Bronchitis, Husten und allgemeiner Abgeschlafftheit bei Erkältungen. Ein Rezept dazu:

1 Tropfen Angelikawurzel-Öl
2 Tropfen Niaouli
2 Tropfen Thymian linalool
2 Tropfen Ho-Blatt
mischen Sie bitte für Erwachsene mit 10 ml Mandelöl süß und 10 ml Jojobaöl, für Kinder erhöht man die fetten Pflanzenöle auf insgesamt 50 ml.

Die Samen, aber auch die Wurzel der Engelwurz eignen sich hervorragend für Schutzräucherungen. In der Räuchermischung hilft sie uns, das Licht in unserem Dasein zu sehen. Ich verwende sie besonders gerne zum Reinigen von Fremdenergien.
Sie können auch die Blüte im Sommer ernten, trocknen und verräuchern – sie schenkt Großzügigkeit.
Die Wurzel der Engelwurz kann man sowohl im Herbst als auch im Frühjahr ausgraben. Sie sollte von der einjährigen Pflanze geerntet werden.

Informationen zur Angelika-Wurzel finden Sie auch in meinem Buch „Hydrolate – Sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser“, alles rund um die Signaturenlehre in meinem Buch „Pflanzen und Elemente“. Beide Bücher sind im Freya-Verlag, Linz erschienen und im guten Buchhandel erhältlich!


[1] Paracelsus sämtliche Werke, Bd. 1, S.352, Bd. 2, S.608

[2] Pfarrer Künzle, 1921

 

 

Gesund durch den Herbst

Nach einer kleinen gesundheitsbedingten Auszeit melde ich mich heute wieder mal mit einem Beitrag, diesmal zum Thema „Gesund durch den Herbst“.
Viele von Ihnen beschäftigen sich bereits mit ätherischen Ölen, und gerade jetzt, in dieser Übergangszeit zwischen dem Sommer und der kalten Jahreszeit sind sie uns wichtige Helferlein.

Abgesehen vom Thymian, der im heurigen Jahr ja ziemlich „strapaziert“ wurde, indem er zur Aromapflanze des Jahres gekürt wurde, gibt es noch eine Reihe anderer erkältungstauglicher ätherischer Öle, die in der Herbstzeit Eingang in unsere Überlegungen finden sollten.

Ein für mich typischer Herbstduft und besonders in der Übergangszeit wichtiges ätherisches Öl ist jedenfalls jenes der Myrte (Myrtus communis). In der griechischen Sagenwelt ist die Myrte der Aphrodite geweiht, der Göttin der Schönheit und Liebe. Die Myrte steht – ebenso wie Aphrodite – für Jugend, Schönheit, Reinheit und Jungfräulichkeit.
In den alpinen Regionen Österreichs (z.B. im steirischen Ennstal) wird bei der Geburt eines Mädchens ein Myrtenstock (als Zimmerpflanze) geschenkt. Diese Myrte wird gehegt und gepflegt und ein Zweiglein davon wird bei der Erstkommunion ans Kleidchen gesteckt, später dann eins bei der Firmung, und schlussendlich sollte das Pflänzchen so gut gedeihen, dass man daraus auch einen Brautkranz winden kann…

Botanisch gesehen handelt es sich bei der Myrte um einen immergrünen Strauch, der bis zu 5 m hoch werden kann. Die Blätter sind lanzettenförmig (allerdings nicht sehr groß), ledrig und glänzend. Und die Blüten sind weiß und duften sehr stark. Myrten wachsen natürlich im gesamten Mittelmeerraum, aber interessanterweise auch im Andengebiet (Südamerika). Blütezeit ist Mai bis Juli, dann bilden sich aus den Blüten die blau-schwarzen Beeren.

Die Myrte steht als Namenspatronin für die ganze Pflanzenfamilie der Myrtengewächse (Myrtaceae) und sie selbst ist wohl die einzige im Mittelmeerraum heimische Art dieser Pflanzenfamilie. Ihr frischer und etwas krautiger Duft wird – wenn die Sonne besonders warm vom Himmel strahlt – zum duftenden Begleiter beim Wandern in Korsika. Dieser Duft befreit vor allem die Atemwege, er gilt aber auch allgemein als immunstärkend.

Myrtenblüte

Das ätherische Öl wird aus den frischen Blättern und den Zweigspitzen hergestellt. Je nachdem, woher wir das ätherische Öl bekommen, kann es sich auch farblich unterscheiden. Und: auch beim Myrtenöl gibt es verschiedene Chemotypen, die ich Ihnen hier in Kurzform beschreiben möchte:

Myrte Anden stammt vorzugsweise aus Peru. Dieses ätherische Öl enthält keine Ester dafür aber ca. 75% Monoterpene (vor allem α-Pinen), ca. 10% Oxide (1,8-Cineol), bis zu 10% Monoterpenole (v.a. Linalool) und Sesquiterpene.

Myrte Türkisch oder Myrte ct. Cineol, auch Myrte grün enthält vor allem ca. 50% Oxide (1,8-Cineol), ca. 27% Monoterpene (α-Pinen), bis zu 10% Ester (Myrtenylacetat), ca. 10% Monoterpenole (Linalool) und Sesquiterpene. Diese Myrtenart ist nicht empfehlenswert für Kinder unter sechs Jahren, aber auch nicht für Kinder mit spastischen Atemwegserkrankungen, Asthmatiker, und bei körperlicher Anwendung nicht für empfindliche Haut.

Myrte Marokkanisch oder Myrte ct. myrtenylacetat oder auch Nordafrikanische Myrte besitzt vor allem ca. 45 – 50% Monoterpene (Limonen, α-Pinen, etc.), ca. 22-25% Ester (Myrtenylacetat), ca. 17 – 45% Oxide (1,8-Cineol) und bis zu 10% Monoterpenole (Linalool). Dieses ätherische Öl können Sie auch für kleinere Kinder verwenden (natürlich in der entsprechenden Verdünnung).

Ein relativ großes Anbaugebiet für Myrte finden wir auf der Insel Korsika. Dieses Öl zeichnet sich durch eine brilliant grüne Farbe und einen hohen Gehalt an 1,8-Cineol aus. Es wird nur für die Aromatherapie angebaut und hat einen erstaunlich entspannenden Effekt, wenn man den Duft direkt einatmet.

Für mich ist es eine wunderbare Möglichkeit, bei Grippe, Husten, Heiserkeit, Bronchitis, Nebenhöhlenproblemen und zur Immunstärkung duftende Pflege einzusetzen. Myrte – welche auch immer Ihr Favorit wird – hat eine sehr starke antiseptische Wirkung und eignet sich gut zur Erfrischung der Raumluft.
Myrtenöl kann auch als sanfte Komponente in naturkosmetischen Produkten eingesetzt werden: hier kann es seine regenerierende, straffende und antiallergische Wirkung am besten entfalten.

Deospray mit Myrtenhydrolat:
100 ml Myrtenhydrolat
9 Tropfen Myrte
3 Tropfen Lavendelsalbei
3 Tropfen Lavandin super
4 Tropfen Atlaszeder