Reflexzonen – Landschaft des Körpers

HAbgesehen von China, wo sich bereits ca. 2500 v. Chr. die Akupunktur an den Meridianen entwickelte, finden sich auch bereits ca. 2300 v. Chr. in Ägypten Darstellungen von Hand- und Fußbehandlungen. Hippokrates (460 – 375 v. Chr.) empfiehlt das Reiben und Massieren bestimmter Körperregionen bei verschiedenen Erkrankungen.

Im Jahr 1582 (!) wird das erste Buch über Zonentherapie in Leipzig veröffentlicht.

So um das Jahr 1886 werden in Russland von W. M. Bechterew Untersuchungen über die Reflexzonen an Mensch und Tier durchgeführt. Bald darauf, im Jahr 1892 entdeckt Dr. Joseph Babinski einen Reflex an der Seite der Fußsohle, der auf eine Erkrankung des Gehirns oder des Rückenmarks hinweisen kann. 1893 stellt der englische Neurologe Sir Henry Head fest, dass ein direkter Zusammenhang zwischen der Druckausübung auf die Haut und einer Wirkung auf die inneren Organe besteht.

Und 1904 erhält der Russe Iwan P. Pawlow den Nobelpreis dafür, dass er einen direkten Zusammenhang zwischen einer Stimulierung und einer Reflexantwort fest.

1916: In Amerika veröffentlicht Dr. William Fitzgerald, ein HNO-Arzt, zusammen mit Dr. Bowers seine Erkenntnisse über die Zonentherapie. Ebenso werden Schriften zu diesem Thema von Dr. Joe Shelby-Riley (auch er ein amerikanischer Naturheilkundler) herausgegeben.

1938 schreibt Eunice Ingham ihr erstes Buch, das auch heute noch als klassisches Lehrbuch Gültigkeit hat: „Geschichten, die die Füße erzählen.“

1955 wird –  wiederum in den USA – von Harry Bond Bressler ein Buch über Zonentherapie herausgebracht.

1975 schließlich erscheint in Deutschland das Buch von Hanne Marquardt über „Reflexzonenarbeit am Fuß“, das bis heute an seiner Aktualität nichts verloren hat und als Grundlage für die Ausbildung zur Fußreflexzonenarbeit in Österreich gilt.

Was sind Reflexe und Reflexzonen?

Einfach erklärt, sind Reflexe Antworten auf Reize. Wir kennen viele Arten von Reflexen und dazugehörigen Auswirkungen. Es gibt Schluckreflexe, Lidreflexe, den Reflex des zusammenlaufenden Wassers im Mund beim Anblick eines guten Essens (oder auf seinen Geruch), aber auch den Reflex, den der Arzt mit seinem kleinen Hämmerchen erzielt, wenn er unter die Kniescheibe eines vor ihm mit übereinandergeschlagenen Beinen sitzenden Patienten klopft.

Reflexzonen sind bestimmte Körperzonen, die über sogenannte Reflexbögen mit – manchmal weit entfernten – Organen verbunden sind oder in besonderer Beziehung dazu stehen. Wichtig ist bei dieser Reflexbrücke vor allem unser Nervensystem.Reflexzonen

Diese Reflexzonen gibt es in unserem ganzen Körper verteilt, mit unterschiedlichen Auswirkungen und es sind noch nicht alle bewiesen bzw. erforscht. Diese Wechselwirkungen kann man besonders über die Zonen am Fuß, an der Hand und am Ohr bemerken. Aber es gibt z.B. auch Reflexzonen an den Zähnen und am Kopf.

Ganz eng damit verbunden ist auch die Meridiankunde mit der Akupunktur sowie die Akupressur, die sich ebenfalls die Reflexe des Körpers zunutze machen.

Wie kann man sich nun so einen Reflex vorstellen?

Bei einer physikalischen Anwendung werden berührungsempfindliche Sensorzellen auf der Hautoberfläche stimuliert. Diese Sensorzellen – auch Rezeptoren genannt – senden Informationen durch die Nervenbahnen zu den Schaltzentralen des Körpers. Von dort werden sie weitergeleitet zu den Muskeln oder zu den inneren Organen.

Innerhalb einer Reflexbahn folgt die Information einem verhältnismäßig einfachen Kreislauf: Rückenmark und Kleinhirn empfangen die Botschaften. Sie geben einen Befehl direkt an die Muskel oder Organe weiter, um eine Reaktion zu erhalten.

Alle Systeme des Körpers spiegeln sich in bestimmten Bereichen des Fußes, der Hand, des Ohrs, des Gesichts wieder. Wenn man also über die Handflächen, über die Fußsohlen, über das Gesicht streicht, so berührt man dabei eine ganze Reihe von Reflexzonen.

Ähnlich wie bei Akupunktur oder Akupressur ist diese Form der Therapie eine Ordnungstherapie. Man muss sich vorstellen, dass es zwischen den verschiedenen Reflexbereichen und bestimmten Organen und Geweben Beziehungen gibt.

Durch das Ausüben von Druck bzw. Massagegriffen auf die gewünschten Stellen der Hände und Füße kann also auf die körperliche Entsprechung Einfluss ausgeübt werden.

Die Reaktionen auf Reflexzonenmassage sind vielfältig. Einige Beispiele dafür sind

  • Verbesserung der Beschwerden
  • Nachlassen der Schmerzen
  • Vermehrte Ausscheidung über die Nieren, den Darm und die Haut
  • Linderung von Menstruationsstörungen
  • Verbesserung der Abwehrfunktionen des Körpers
  • Verbesserung des Schlafes
  • Psychische Ausgeglichenheit

Sie haben Interesse daran, die Reflexzonen des menschlichen Körpers näher kennenzulernen? Die Gelegenheit dazu haben Sie beim Reflexzonenkurs in Grafenstein/Kärnten, vom 29.-30. November 2012. Nähere Informationen und das Anmeldeformular finden Sie unter http://www.aromaexperten.at/Downloads.html.

Pflanzeninhaltsstoffe – allgemein betrachtet

In einer Pflanze finden sich verschiedene primäre und sekundäre Inhaltsstoffe, die auch die Wirkung dieser Pflanze auf unseren Körper bestimmen. Nicht immer sind alle Inhaltsstoffe gut verträglich, das bedeutet, daß so manches Pflänzchen für uns giftig ist, obwohl es z.B. für Tiere als Nahrung dienen kann.

Einige dieser pflanzlichen Substanzen sind wasserlöslich (hydrophil) und können sich in unseren Hydrolaten wiederfinden. Dazu müssen sie aber „flüchtig“ sein, das heißt, ihr Molekulargewicht muß niedriger sein, als das bereits angegebene von 250 g/mol.  Einige sind fettlöslich (lipophil) und wir finden sie dann beispielsweise konzentriert im ätherischen Öl der entsprechenden Pflanze.Alter Mörser

Ein Teil dieser ätherischen Öle verbleibt in emulgierter Form im Hydrolat, es ist nicht ganz davon trennbar (in Fachkreisen wird das „water oil“ genannt).

Weder Mikrolebewesen noch Keime überleben den Destillationsvorgang. Durch diesen Transformationsvorgang (vom Wasser zum Gas und wieder zum Wasser) ist auch eine recht gute Haltbarkeit des Hydrolats grundsätzlich gegeben.

Wie man überhaupt dazu kommt, herauszufinden, welche Inhaltsstoffe im Hydrolat enthalten sind? Das ist ein ziemlich aufwendiges Verfahren: die fettlöslichen Inhaltsstoffe werden mit Hexan oder einem gleichwertigen Lösungsmittel herausgelöst und dann – ohne den wäßrigen Anteil – untersucht (das geschieht mittels Gaschromatographie).

Die wichtigsten primären Pflanzen-Inhaltsstoffe sind:

  • Kohlenhydrate,
  • Fette, Öle und Wachse
  • Proteine (Aminosäuren, Peptide, Eiweiße)

Die wichtigsten sekundären Pflanzen-Inhaltsstoffe sind:

  •  Alkaloide

Stickstoffhaltige Pflanzeninhaltsstoffe, die meist basisch (= alkalisch) reagieren. Diese Stoffe gehen aus den Aminosäuren der Pflanze hervor und tragen oft den Namen der Pflanzen, in denen sie als Haupt-Alkaloid vorkommen. Sie dienen der Pflanze als Schutz, vor allem vor Bakterien, Viren oder Pilzen. Die in der Pflanze vorkommende Menge hängt vor allem von Temperatur und Luftfeuchtigkeit/Bodenfeuchtigkeit ab. Sie wirken meist schädlich auf den Menschen (je nach Dosierung), ihre Wirkung ist fast immer stark giftig, wie z.B. das Aconit im Eisenhut. Trotzdem werden sie als wichtige Arzneistoffe geschätzt. Zu den Alkaloiden gehört aber z.B. auch Koffein, das wir im Kaffee wiederfinden.

  • Ätherische Öle

sind flüchtige Aromastoffe. Sie machen Duft und/oder Geschmack einer Pflanze aus und setzen sich aus verschiedenen chemischen Bestandteilen zusammen, z.B. aus Monoterpenen, Sesquiterpenen (und Azulenen), Alkoholen (Mono- und Sesquiterpen-Alkoholen), Ketonen, Phenolen, Aldehyden, Cumarinen, Estern, Oxiden u.a.

Für die Pflanze stellen sie meist Schutz gegen Fraß, unliebsame Besucher oder Krankheiten dar. Ätherische Öle sind fettlöslich (lipophil) und beinhalten Terpene und Phenylpropane.

In unseren Hydrolaten finden sich immer mehr oder weniger Spuren davon (je nachdem, wie gut die Trennung von ätherischem Öl und Hydrolat durchgeführt wurde).

Echinacea

  •  Bitterstoffe

sind terpenartige Verbindungen, die an Zucker gebunden sind. Sie können beim Verzehr die Sekretion von Speichel, Magensaft und den Gallensaft anregen (über den Nervus vagus), sie wirken verdauungsfördernd, appetitanregend, helfen gegen Völlegefühl und Blähungen und fördern den Gallefluß. Wir finden Bitterstoffe vor allem in den Enziangewächsen, den Korbblütlern, in den Lippenblütlern und den Doldenblütlern. In den Hydrolaten kommen sie praktisch nicht vor, da sie weniger flüchtig sind, als z.B. die ätherischen Öle und nicht vom Wasserdampf mitgerissen werden.

  •  Flavonoide

Farbpigmente der Pflanzen. Die Flavonoide teilen sich in drei Gruppen: Flavonole, Flavonone und Flavone. Durch ihre chemischen Strukturen haben Flavonoide auf verschiedene Organe Auswirkungen. Sie stärken das Immunsystem, hemmen gegebenenfalls allergische Reaktionen und sorgen für Entspannung der Herzmuskulatur. Einige können außerdem die Verdauung verbessern. Flavonoide wirken antioxidativ (als Zellschutz), sie sind blutreinigend und antibakteriell.

  •  Gerbstoffe

gehören zu den Sacchariden und dienen der Pflanze zum Schutz vor Viren oder Schimmelpilzen. Ihre Wirkung ist zusammenziehend und austrocknend, was sie auch wichtig für die Wundbehandlung macht (blutflußhemmend). Grundsätzlich haben wir es mit Zellgiften zu tun, die z.B. auch zum Gerben von Leder benutzt werden. Durch ihre zusammenziehende Wirkung verhindern sie aber auch das Eindringen von Bakterien, Pilzen und Chemikalien in die obersten Hautschichten, wirken entzündungshemmend, antibiotisch, wundheilend und lokalanästhetisch auf die Mund- und Rachenschleimhaut.

Außerdem wirken sie auf die Sekretion der Schweißdrüsen hemmend ein.

Gerbstoffe lassen sich nur in einigen Hydrolaten nachweisen, z.B. im Hamamelis-Hydrolat.

  •  Glykoside

das sind vor allem

  • Herzglykoside: Pflanzen mit diesen herzwirksamen Inhaltsstoffen wurden früher vor allem auch für die Wundheilung in der Volksmedizin eingesetzt.
  • Iridoidglykoside: haben wundheilende Eigenschaften und wirken auch zum Teil gegen Bakterien.
  • Saponine: wirken verflüssigend, antiviral und antibiotisch.
  • Harze

gehören zu den aromatischen Stoffen, sie dienen dem Baum als Wundverschluß und Schutz vor Infektionen. Es sind harte, beim Erwärmen weich werdende und schmelzende Produkte, die in Wasser unlöslich sind. Sie sind desinfizierend und entzündungshemmend.

  •  Lignane

kommen vor allem in Getreidearten (Süßgräsern) vor und wirken vor allem auf den menschlichen Darm ein.

  •  Scharfstoffe

Dabei handelt es sich um unterschiedlich zusammengesetzte organische Verbindungen mit scharfem Geschmack. Sie üben auf die menschliche Haut Reize aus (Wärmegefühl, Schmerz), steigern die Speichel- und Magensaftproduktion  und sind innerlich angewendet Hilfe bei Blähungen und Magenbeschwerden, äußerlich dienen sie zur Linderung von Muskelschmerz und rheumatischen Beschwerden. Scharfstoffe sind wasserlöslich und können teilweise in den Hydrolaten vorhanden sein.

  •  Schleimstoffe

wirken auf die Haut und die Schleimhaut wie eine Schutzhülle, die ein Eindringen von Bakterien oder Chemikalien verhindern kann. In Kombination mit Wasser bilden sie zähe Lösungen und sind reizmildernd, mild abführend Regen die Immunabwehr des Körpers an.

Schleimstoffe sind relativ schwer und wir finden sie demnach kaum bis gar nicht in unseren Hydrolaten.Bauerngarten

  •  Vitamine

Im Hydrolat könnten wir lediglich wasserlösliche Vitamine, so sie im Pflanzenmaterial vorhanden sind, finden. Zu den wasserlöslichen Vitaminen in Pflanzen gehören unter anderen: Vitamin B1 (Thiamin), B6 (Pantothensäure), B8 (Pyridoxin) und Vitamin C (Ascorbinsäure). Diese Vitamine sind ebenfalls „sauer“, das heißt, der pH-Wert ist im Säure-Bereich. Allerdings werden Vitamine meist durch die Erhitzung zerstört.

(Ausschnitt aus meinem Buch „Hydrolate – Sanfte Heilkräfte aus Pflanzenwasser“, erschienen im Freya-Verlag, Linz)

Hydrolat vom Pfeifenstrauch

Unser Pfeifenstrauch („Bauernjasmin“, Philadelphus coronarius) blüht im Hintaus-Garten so wunderschön, die Blüten duften berauschend, also was reizt die Destillateurin: natürlich möchte ich davon ein Hydrolat herstellen, schauen, ob auch ätherisches Öl abschöpfbar ist und ein wenig über die Verwendungsmöglichkeiten sinnieren…

Abb.: Blüten (man meint den Duft förmlich zu riechen, wenn man dieses Bild ansieht…)

Also munter drauflos gepflückt…

Die Destille kann ich wegen des traumhaften Wetters auf meiner Terrasse aufstellen. Sie wird sorgfältig befüllt und dann kann es schon losgehen:

Vorbereitung zum Destillieren

Blüten in der Destille

Nach der Destillation kommt die Blütenmasse auf den Kompost…

In einer Slovakischen Studie habe ich gelesen, daß das ätherische Öl und das Hydrolat von Philadelphia coronarius als Inhaltsstoffe vor allem Linalool und Geraniol enthält, aber auch ein Diterpen und Cumarine.

Das klingt für mich sehr gut und ich werde das fertige Hydrolat für eine Gesichtspflegecreme versuchen.

Das fertige Hydrolat duftet ähnlich wie Waldmeister. Ich habe den pH-Wert gemessen und gleich nach der Destillation 5,56 festgestellt. Jetzt lasse ich das Hydrolat ein paar Tage ruhen. Die Ausbeute an ätherischem Öl ist sehr gering, gerade mal eben schätzungsweise 0,5 ml auf 1/2 l Hydrolat. Aber es macht einen guten Eindruck auf der Haut – das mußte natürlich sofort ausprobiert werden.

Ich kann mir gut vorstellen, daß man es als Gesichtswasser ebenfalls gut verwenden kann.

Aber um meiner Creme den besonderen Touch zu geben, habe ich jetzt auch noch einen Ölauszug angesetzt – es sind ja noch ausreichend viele Blüten dafür da…

Pfeifenstrauchblüten für den Ölauszug…

ein paar Blüten sind noch dazugekommen…

Wer das Hydrolat ausprobieren möchte – ich werde es bei den Heilkräutertagen in Herberstein sicherlich mit haben…

Veilchen, Veilchen…

„Der Frühling kommt, der Himmel lacht, es steht die Welt in Veilchen.“ (Theodor Storm)

Gerade jetzt im Frühling freuen wir uns über die ersten Veilchen. Was man nicht alles damit machen kann! Die Rezepte für die Verarbeitung von Veilchen sind sehr vielfältig: über kandierte Veilchen, Veilchensirup, Veilchenmazerat bis hin zum Veilchenwasser…

Die Destillation von Veilchen für die Produktion eines ätherischen Öls ist ziemlich aufwendig, benötigt man doch Unmengen davon, um nur einen Milliliter dieses kostbaren Duftes zu erhalten. Einfacher haben wir es da mit Veilchenwasser:

Das kleine wohlriechende Veilchen (Märzveigerl, Duftveilchen) will seinen Duft also nur sehr ungern an eine Flasche verlieren. Es ist eine ausgesprochen sensible und empfindliche Pflanze. Es ist der Namensgeber für eine ganze Pflanzenfamilie, die Violaceae (Veilchengewächse). Das Veilchen wächst gerne an Waldrändern, an Wiesenwegen, unter Gebüschen. Es wird bis zu 10 cm hoch, besitzt Blattrosetten mit lang gestielten Blättern in Herzform und dunkelviolette, manchmal weiße Blüten. Die Form der Blüten ist charakteristisch: zwei Blättchen stehen nach oben, drei nach unten. Der Wurzelstock bildet Ausläufer. Das Veilchen duftet nicht nur sehr aromatisch, es schmeckt auch gut. (Kandierte Veilchen werden auch heute noch geschätzt.) Die Blütezeit ist von März bis Mai und das ist auch die Erntezeit für unsere Destillation.

Das Veilchen wurde bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts medizinisch genutzt. Man verwendete die Veilchenblüten zur Herzstärkung und als Hustenmittel[1]. Auch gegen Augenentzündungen wurde Veilchenwasser eingesetzt. Sirup aus Märzveilchen half gegen Husten und Fieber. Das wird verständlich, wenn man sich vor Augen hält, daß das Veilchen auswurffördernde Saponine enthält.

Dieser Tage streife ich wieder durch die Wiesen und Wälder, um an Böschungen das duftende Frühlingskind einzusammeln und zu verarbeiten. Ich hoffe, genügend „Material“ zu ergattern, um meiner Veilchenlust auch heuer wieder fröhnen zu können…
Mehr über Veilchenhydrolat in meinem Buch „Hydrolate“, das in wenigen Wochen im Freya-Verlag erscheint…

[1] Pfarrer Sebastian Kneipp

Pflanzenwässer

„Oh große Kräfte sind’s, weiß man sie recht zu pflegen, die Pflanzen, Kräuter, Stein in ihrem Innern hegen.“

George Bernhard Shaw (1856-1950)

Wasser ist das Element der Emotionen. Wasser – das steht für „Im-Fluß-Sein“, es steht für Aktivität, für Weichheit, aber auch für Durchsetzungskraft (denken wir nur daran, was Wasser gerade auch in den letzten Jahren für Schäden angerichtet hat). Wasser steht aber auch für Erholung und Entspannung, wenn wir z.B. an ein wohltuendes Bad denken.

Allein der Gedanke daran, daß alles ruhig in seinen Bahnen fließt, ist bereits entspannend. Wasser steht aber auch in ständiger Resonanz mit unserem Körper – immerhin besteht er ja zu 70% daraus. Mit dem Wasser, mit seiner Bewegung, geht Wachstum einher. Ohne Wasser würden viele Dinge, Tiere und auch wir Menschen ziemlich rasch dahinsterben.

Pflanzenwässer – als Teil der Aromatherapie und damit auch der Phytotherapie – sind für mich eine wirkungsvolle Komponente, die viel mehr Beachtung verdient. Und jeder kann diese Form der Aromatherapie einfach und gefahrlos für sich nutzen.

Hydrolate sind Rückstände aus kondensiertem Wasser und anteiligen Wirkstoffen, die bei der Wasserdampfdestillation von Pflanzen entstehen. Sie werden auch Aquarome oder aromatische Hydrosole genannt.  Hydrolate sind schon seit Anbeginn der Destillationsverfahren bekannt und wurden früher vielfach mehr benutzt, und zwar vor allem auch in der Küche. Das geschieht auch heute noch: denken wir nur an die arabischen Länder, wo Rosenwasser anstelle von Champagner getrunken wird, aber auch an die Marzipanherstellung, für die Rosenwasser unverzichtbar ist.

Im ersten Jahrtausend n. Chr. wurde die Technik der Destillation vor allem in den arabischen Ländern weiterentwickelt. Man begann damals, die Kräuter und Hölzer im Wasserbad zu erhitzen, um durch den Wasserdampf zu den begehrten ätherischen Ölen zu gelangen.

Man begann dann auch im 10. und 11. Jahrhundert, große Öfen zu bauen, auf die viele kleine Destillationsapparaturen gestellt wurden, die gleichzeitig betrieben werden konnten (diese Konstruktionen nennt man Galeerenöfen).

Heute verwendet man industriell Edelstahltanks oder Kupfertanks zur Herstellung ätherischer Öle und Hydrolate – trotz der vielen Technik drumherum hat die Destillation aber bis heute ihre Magie behalten.

Hydrolate bilden einen komplementären Teil der Aromatherapie, werden aber leider noch oftmals vergessen. Vielleicht, weil sie häufig nur als „wertlose Abfallprodukte der Destillation“ angesehen werden. Dabei besitzen wir mit den Pflanzenwässern Produkte in der Hand, die nicht nur nicht irritierend auf die Haut einwirken, sondern sogar zum Großteil anti-entzündlich extrem heilsam sind.  Für die Behandlung von Kindern, Schwangeren und gebrechlichen Menschen sind hochwertige Hydrolate optimal, da sie eine sehr sanfte Wirkung haben und nahezu immer äußerst hautverträglich sind.

Darüber und noch vieles mehr können Sie in meinem Buch über Hydrolate lesen, das im Mai 2012 im Freya-Verlag, Linz erscheint…

Schröpftherapie

„Wenn die Natur irgendwo im Körper einen Schmerz erzeugt, so haben sich dort schädliche Stoffe angehäuft und der innere Arzt will sie dort ausleeren.” (Paracelsus)

Die Schröpftherapie zählt zu den bedeutendsten biologisch entgiftenden und regulativen Heilverfahren in der Ganzheitsmedizin. Diese naturheilkundliche Therapie kann auf ca. 5000 Jahre Erfahrung zurückgreifen. Sie hat ihre Wurzeln in den verschiedensten Kulturkreisen auf der ganzen Welt.  Schröpfen wurde z.B. vor 5000 Jahren im alten China und schon vor 3000 Jahren in Mesopotamien beschrieben. Diese Therapieform war auch im alten Südamerika und im indischen Kulturkreis gebräuchlich. In Europa beschrieb Hildegard von Bingen dieses heilbringende Verfahren. Ebenso wird bereits in den Schriften von Hippokrates die Schröpftherapie ausführlich beschrieben.

Schröpfen wurde und wird in vielen Kulturen mit unterschiedlichsten Instrumentarien (z.B. Bambusstabsegmente, Tierhörner, etc.) angewendet. Darstellungen von „Schröpfgläsern“ sind aus dem alten Ägypten überliefert. Im klassischen Griechenland war das Schröpfen so geschätzt, dass die Schröpfglocke zum Emblem des Arztes wurde.

Die Grundlage der traditionellen Medizin des Abendlandes war die sogenannte „Vier Säftelehre“ der Humoralmedizin. Ihr Begründer war der bekannteste griechische Arzt der Antike, Hippokrates von Kos. Der Inhalt der Säftelehre und der sich daraus entwickelnden Humoralpathologie war, dass Krankheiten dann entstehen, wenn sich die Beschaffenheit der Körpersäfte

  • Blut (arterielles Blut)
  • gelbe Galle (Sekret der Leber)
  • schwarze Galle (venöses Blut)
  • und Schleim (Exsudat des lymphatischen Systems)

auf Grund krankmachender Einflüsse verändern, sich stauen, sich dadurch Giftstoffe ansammeln und ihr Fließgleichgewicht (Homöostase) verlieren.

Die Geschichte der Medizin lässt uns wissen, dass bis ins 19. Jahrhundert hinein das Schröpfen mit guten Erfolgen durchgeführt wurde. Durch die Entwicklung der Chemie und der chemisch erzeugten Medikamente verlor das Schröpfen zunehmend an Bedeutung.

Bei der Schröpftherapie wird mittels Schröpfgläsern, in denen ein Unterdruck erzeugt wird, eine Ausleitung von Schadstoffen über die Haut angestrebt. Deshalb wird es zu den Hautreizmethoden gerechnet.

Es ist eine sogenannte „Methode am Blutstrom“. Man setzt diese Methode vor allem bei gestörtem Säftegleichgewicht im Kapillargebiet des Gewebes ein. Für die Anwendung ist der „Fülle“-Konstitutionstyp vom „Leere“-Konstitutionstyp zu unterscheiden. Letzterer darf auf keinen Fall blutig geschröpft werden.

„Leere-Gelosen“ sind kalte, blutleere Verhärtungen, wenig verschiebbare kalte und blasse Verhärtungen im Bindegewebe. Die Zonen sind hart oder  auch schlaff eingesunken, eine intensive Massage führt zu keiner Hautrötung, die Wärme der Hautzone ist angenehm. Größe der Zonen: ca. 2-8 cm.

Die Grundlage sind zwei Komponenten:

Einerseits die Segmenttherapie, die den Ort des Schröpfens für entscheidend ansieht, andererseits die Umstimmungstherapie, bei der die aus einem Blutgefäß ausgetretene Flüssigkeit (die Folge davon ist dann das Hämatom) den entsprechenden Reiz setzt.

Ziel des Schröpfens ist es, die Selbstheilungskräfte des Organismus zu stärken oder erst in Gang zu setzen, wenn diese von sich aus nicht dazu imstande sind. Durch Schröpfen werden die Möglichkeiten, mit denen der Körper zur Abwehr von Krankheiten von Natur aus ausgestattet ist, angeregt und unterstützt.  Die Reize, die mit den Schröpfköpfen gesetzt werden, aktivieren die örtlichen und allgemeinen körpereigenen Heilkräfte. Dadurch entsteht ein entzündungshemmender Effekt, durch den wiederum bei allen auf Entzündung beruhenden Erkrankungen eine schnelle Heilung gefördert wird. Bei dieser Regulierung der Körperfunktionen werden auch Blockaden ausgeschaltet, die die natürlichen Abläufe im Organismus behindern.

Ausleitende Verfahren bieten die Möglichkeit direkt auf sogenannte Verschlackungen, d.h. Störungen der Reflexpunkten bzw. -areale einzuwirken und so die Selbstregulation des Körpers anzuregen.

Die wichtigsten Schröpfzonen finden sich am Rücken und dienen sowohl der Diagnostik als auch der Therapie. Trockenes Schröpfen dient der Kräftigung einer Stoffwechselfunktion in Reflexzonen und Haut, sowie der Krampflösung.

Beim blutigen Schröpfen werden an bestimmten schmerzhaften Stellen des Rückens kleine Mengen gestauten Blutes entzogen, welches oft zur Behebung chronischer, therapieresistenter Rückenschmerzen führt.

Wer sich für dieses Thema interessiert: im Ausbildungszentrum für Aromatologie und Blütenessenzen biete ich immer wieder auch zweitägige Kurse zu den Grundlagen des Trockenen Schröpfens an: http://www.aromaexperten.at.